laut.de-Kritik
Ein Thrashgewitter ohne Kompromisse.
Review von Robert FröweinNach 14 Jahren des Bestehens das zweite Album herauszubringen, zeugt nicht gerade von pflichtbewusster Aktivität. Steffan Schulze, Mastermind der norwegischen Death/Thrasher von Harm, hat bereits zweimal das gesamte Bandkorsett tauschen müssen, um das Fortbestehen zu garantieren. Dass "Demonic Alliance" fünf Jahre nach dem im Underground abgefeierten Debütalbum "Devil" doch noch das Licht der Welt erblickt, verdankt der Bassist und Sänger seinen beiden neuen Mitstreitern Andreas und Øivind Vågane, sowie der australischen Hartwurst-Schmiede Battlegod Productions, die Harm unter ihre Fittiche genommen haben.
Musikalisch folgt man ganz der norwegischen (Metal)Tradition. Zur zweifellos starken Instrumental-Leistung wird eine kräftige Prise Rotz in das vertonte Gebräu eingestreut, wodurch Harm niemals nach Hochglanz klingen, sondern schön brav in der selbst freigeschaufelten Außenseiter-Nische stecken bleiben. "The Line In Between" gibt das Tempo für das restliche Album vor: rasiermesserscharfe Riffs, wuchtige, aber leider überproduzierte Doublebass-Stakkatos und Schulzes tiefergelegtes Stimmorgan sind Programm. Dazu garniert man die ersten beiden Songs des Albums mit schaurig-schönen Sample-Einlagen, die perfekt mit dem detailliert gezeichneten Blut-&-Beuschel Coverartwork kooperieren.
Vor allem der soloverzierte Uptempo-Kracher "Demon" kann von tausenden Nachwuchs-Thrashern bedenkenlos als Blaupause herangezogen werden. Aggressiv, kompromisslos und voll auf die Zwölf donnern die Riffmassaker "Eradicition Of The Individual", "Demonic Alliance" oder "New Brutal Vitality" durch die Speaker. Leider vernachlässigen Harm auf ihrer Schlachtplatte den Innovationsgedanken. Mit fortdauernder Spielzeit stellt sich verstärkt Langeweile ein, da das Nordland-Trio gänzlich auf Abwechslung verzichtet und sich ausnahmslos dem gleichklingenden Thrash-Gewitter widmet. Nur in den seltensten Momenten treten sie auch einmal auf die Bremse ("Svartsynt", "Fuck The Fame"), etwas mehr Mid-Tempo wäre für den Spannungsbogen jedenfalls förderlich gewesen.
Wer mit Destruction, Sodom, Deicide oder auch Exodus groß geworden ist, wird an Harm bestimmt einen Narren fressen. Eine gute halbe Stunde werden dem Hörer die Löffel langgezogen und durchgeblasen – akustische Filigrantechniker fangen mit "Demonic Alliance" sowieso nichts an.
Als Zusatzhäppchen liegt noch eine knapp 20-minütige DVD bei. Neben zwei – durchaus respektablen – Videoversionen des Songs "Demon", bedienen die Norweger vor allem die gängigen Metal-Klischees. Schulze und Konsorten kann man beim Saufen, Kotzen und Mist bauen beobachten. Ein nettes, aber verzichtbares Beiwerk eines gutklassigen Albums.
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