laut.de-Kritik
Death, Thrash und Hardcore als Ausgleichssport.
Review von Michael EdeleWelcher Elch hat mich eigentlich geritten, Hate Squad in meiner Review zu "Degüello Wartunes" als Metalcore zu bezeichnen? Okay, die Jungs um Burkhard Schmitt mischen schon seit Jahren Death und Thrash Metal mit Hardcore. Von Breakdowns oder gar Wechselgesang blieb die Band aber von jeher so weit entfernt wie RTL II von tiefschürfenden Diskussionsrunden.
Hate Squad nahmen eigentlich schon immer eine gewisse Ausnahmestellung in der Szene ein, verschwanden aber Ende des letzten Jahrtausends mehr und mehr von der Bildfläche. Die Band warf zum Leben zu wenig ab, entsprechend konnte man das Ganze nur noch als Hobby betreiben. Was nicht heißen soll, dass Hate Squad nun zu einer lockeren Nachmittagsband verkommen wären. Ganz im Gegenteil, denn im Beruf und Alltag stauen sich mehr als genug Wut und Aggressionen, die man in Form von Musik ausleben kann. Da spreche bestimmt nicht nur ich aus Erfahrung.
So gibt es nach dem stimmungsvollen, spanisch angehauchten Intro "Deep Scars" mit dem Titeltrack direkt eine vor den Latz geballert. Die Hintermannschaft groovt äußerst fett und alles andere als stumpf. Burkhard brüll-growlt sich dazu den Frust von der Seele. Zwar stammt der Begriff "Katharsis" ursprünglich aus der griechischen Antike, doch ich bin mir sicher, dass Hate Squad eher die psychologische Bedeutung aufnehmen und auf ausgelebte Aggression setzen.
Da der Fronter selbst begeisterter Muay Thai-Kämpfer ist, sich entsprechend mit zielgerichteter Gewalt auskennt und sich bereits oft genug als heller Kopf geoutet hat, ist damit keinesfalls der Aufruf zu sinnloser Zerstörungswut gemeint. Der 'dicke Hose'-Faktor des Vorgängers rutscht ein wenig in den Hintergrund, das Lesen der Texte lohnt sich durchaus.
Dennoch steht natürlich die Musik im Vordergrund. Auch da gibt es auf "Katharsis" wenig zu monieren. So einen hasserfüllten Midtempogroover wie "Your Rotten Life" haben sich Sepultura schon seit Jahren nicht mehr aus den Hälsen gehustet. Auch fast schon epische Momente schließen Hate Squad 2011 nicht mehr kategorisch aus, sondern verknüpfen sie mit an Fear Factory erinnernden Gitarren, wie "The One" oder "R3VOLUT1ON15T" beweisen.
Die Steigerung dazu stellt "Kill" dar, wo sich sogar ein mit klarer Stimme gesprochener Refrain in den Aufbau verirrt hat. Den Counterpart dazu bilden Nummern wie "Hatebomb" oder "Vicious Assault" die ein trockene Hardcore-Kelle schlagen. Nicht zu vergessen den kommenden Live-Kracher "Old Times ... Good Times", der fortan wohl bei keinem Auftritt mehr fehlen wird.
Wer schnell genug ist und sich die Limited-Edition sichert, bekommt zusätzlich noch mit "Traiter Scum" einen Bonustrack und mit "Every Second Counts 2011" eine Neuinterpretation des Songs, der 1996 bereits auf "Sub Zero - The Remixes" zu hören war.
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