laut.de-Kritik
Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt.
Review von Michael EdeleDa schau her, man lernt doch nie aus. Ich dachte wirklich, dass HeadCrash nach ihrem letzten, offiziellen Album "Lifeboat" direkt in die ewigen Jagdgründe eingegangen wären. So kann man sich täuschen. Anscheinend ging es da sogar schon im letzten Jahrtausend wieder im kleinen Rahmen weiter.
Nun ist es aber Zeit, sich auch wieder der breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren und sozusagen das vergessene Album nachzureichen. Die meisten der Songs auf "[Cranium]" sind nicht wirklich neu. Um genau zu sein, handelt es sich fast durchgehend um älteres Material, von dem vier Songs noch auf keiner Veröffentlichung vertreten waren. Allerdings dürften die wenigsten über die bloße Existenz der beiden letzten, selbstveröffentlichten EPs informiert sein. Somit darf man sich da ruhig die Rosinen rauspicken und gegebenenfalls neu aufnehmen.
Der Opener "X-Friend" stammt von der "2002"-EP und bietet den typischen Midtempo-Crossover, den man von der Band früher gewohnt war. Fronter Shane Cooper (der inzwischen ohne seinen Kollegen Allen Wright auskommen muss) rappt recht smooth über eine satte Basslinie, leichte Elektronik und zum Chorus richtig fett drückende Gitarren. Seid von mir aus gern der Meinung, dass die Zeit des Crossovers aus Metal und Hip Hop vorbei ist, geile Musik ist das dennoch! Wer sich bei "Paycheck" nicht bewegen muss, heißt entweder Stephen Hawkins oder ist vor 1983 schon verstorben.
Bei "Angel" handelt es sich um einen bisher unveröffentlichten Song, der ebenfalls sehr tanzbar daher kommt und sich weitgehend mit einschmeichelnden Melodien präsentiert. Nur die wütenden Shouts im Chorus weisen darauf hin, dass sich Shane textlich mit nicht so sanften Themen befasst. Das kurze "Chain Reaction" ist überflüssig wie ein dritter Daumen. Diese Scharte macht "Supernova" mehr als nur wett. Auch wenn der Chorus wieder mit einer tollen und warmen Melodie der Backing-Vocals glänzt, ist die Nummer mal so richtig wütend und groovt wie Sau.
"Home" ist Shane's Liebeserklärung an seine Heimat Colorado (wie er im live eingespielten Bonusmaterial erklärt). Sentimental wird das aber zu keiner Zeit, sondern eher straight rockend. Zu den großen Melodien greifen HeadCrash mit "Vicodin Pinata", dem relaxten, wenn auch ein wenig wehmütigen "Peas In A Pod" und dem etwas funkigeren "Summer Delirium". Mit "Freedom Song" haben sie schließlich den wohl bekanntesten Song neben "Scapegoat" neu eingespielt.
Letzgenannter fehlt natürlich auch nicht und folgt bei den Live-Bonustracks. Doch zuvor steht mit "Exit The Cranium" der letzte bis dato unveröffentlichte, instrumentale Song an, der aber mehr oder minder unauffällig an einem vorbei zieht. Die Livetracks "Scapegoat", "Peas In A Pod" und "Home" stammen alle vom 20-jährigen Jubiläumsgig der Spermbirds und machen Appetit darauf, die Jungs mal wieder live zu sehen.
Zuletzt gibt es noch einen unbetitelten Hidden-Track zu hören, der wohl der aggressivste Song des Albums ist. Da für 2007 schon neues Material angekündigt ist, bin ich mal gespannt, was da noch kommt.
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