Heiligenblut - " One Zero Love"

Wer denkt bei einem derart martialischen Namen wie Heiligenblut nicht an wummernde Tieftöner und aggressives Gegrunze von einem ungefähr drei Meter großen Frontmann mit Haaren bis zum Steißbein? Dennoch ist es falsch: Der fluffige Rock mit Elektro-Elementen von Heiligenblut zeigt, dass der Bandname nicht zwingend einen Schluss auf den Musikstil zulässt. Also nix mit Metal. Heiligenblut ist vielmehr ein kleines österreichisches Dorf, dessen Namen sich das Eferdinger Quintett nach einer Fernsehsendung, die in der malerischen Kulisse des Örtchens spielte, zu eigen machte.

Das zweite Album der Österreicher, "One Zero Love", hat mittlerweile schon einige Tage auf dem Buckel. 2002 in Weilheim aufgenommen, erschien es bereits 2003 in Österreich. Heiligenblut liefern entspannten Rock, der an Slut, The Notwist oder auch Placebo erinnert. Der gelungene Opener "Frequency Hopping", schaltet zwischen Elektro, Rock und Loungemucke hin und her und gibt die Richtung des Albums vor.

Spätestens aber bei "Pretty Tonight" ist klar, wohin die Reise geht, denn die meisten Songs verlaufen nach dem gleichen Schema: Ruhiges Intro plus relaxte Strophe, Elektro trifft auf sanfte Gitarren. Im Refrain wird dann mit verzerrten Sechssaitern recht amtlich gerockt. Die meisten Tracks sind zweifellos gelungen, das Rezept ist allerdings schnell durchschaut.

Zwei Songs bilden eine Ausnahme: "Keep Walking" und "Luna", vermutlich die Radiosingles. Hier wie dort verzichten die Ösis auf den Rockteil, lehnen sich zurück und lassen die Melodien verträumt und honigsüß aus den Boxen rinnen. Als Hintergrundmusik für Bars mit herunter gedimmtem Licht, die zwischen Stahl- und Glas-Interieur noch einiger Gemütlichkeit bedürfen, eignet sich "One Zero Love" herrlich, um ein wenig Wärme zu verbreiten. Heiligenblut nehmen den Hörer musikalisch in den Arm, ohne angestrengte Künstlichkeit. Etwas fetter hätte die Produktion trotzdem ausfallen können.