laut.de-Kritik
Was soll man dazu noch sagen, alter Firefucker?
Review von Michael SchuhMein Gott, Schneider, alter Firefucker, was soll man zu dir noch sagen? Stellst seit 1989 die Lachmuskeln der Nation immer wieder auf die Probe, und gerade wenn man glaubt, deine Welt endlich verinnerlicht zu haben, fährst du uns wieder von der Seite in die Parade, sei es in Gestalt einer Wurstfachverkäuferin oder als Sensenmann mit Eierlikör-Vorliebe.
Da können wir dann eben nicht anders, müssen unser Haar schütteln und schreien wie nach einer schallenden Ohrfeige von Alexander Tetzlaff. Ja, du hast dir deine Best Of-Würdigung redlich verdient, auch wenn du es mit der Song-Auswahl vermutlich niemandem Recht machen kannst, zu mannigfaltig gestaltet sich dein Oeuvre.
Applaus deshalb schon mal für die Idee, eine Doppel-CD zu veröffentlichen, die neben 22 Song-Bonbons zum Nachtisch 17 deiner kruden Hörspiele serviert. Unglücklicherweise hat sich aber auch eine einfache CD ohne die Hörspiele in den Handel und eben auch in meinen Player geschmuggelt, was ich natürlich überhaupt nicht gutheißen kann.
Beim Blick auf die Story-Auswahl muss ich sogar mal kurz böse gucken und fragen: Wieso hast du denn bitte die Knaller "Tropfsteinhöhle" und "Das alte Reinhold-Helge-Spiel" verschmäht? - Nee, ich frag dich, Helge!
Zur Song-CD: Wenigstens sind neben unwiderstehlichen Hits ("Texas", "Es gibt Reis, Baby") und den unausweichlichen ("Katzeklo", "Fitze Fitze Fatze") auch heimliche Ruhmestaten mit eingebaut: "Gartenzaun" und der Live-Knaller "Meisenmann" vom höllisch unterbewerteten Album "Es rappelt im Karton" zum Beispiel.
Bravo Helge, da hast du dich mal nicht vertan! Auch die Hinzunahme früher Aufnahmen wie "Ich stand auf der Straße" (köstliche Carpendale-Persiflage) oder "Die Herren Politiker" (ekliger 80er Rock) vom Debütalbum "Seine größten Erfolge" leisten wertvolle Aufklärungsarbeit.
Spätestens beim gnadenlosen Funk-Groove von "Ich drück die Maus" liege ich endgültig wehrlos am Boden und warte sehnsüchtig auf "Allein in der Bar", um endlich meine Lieblingszeile mitzugrölen: "Ich trinke viel, ich falle um, das letzte Glas war doppelt Rum".
Manche Leute behaupten ja, in einem anderen Zustand sei deine Musik gar nicht auszuhalten. Unwissende! Für die kann es nur heißen: Lernen, lernen, popernen! Vielleicht sollte man ihnen in Abwandlung deines "Es gibt Reis, Baby"-Textes aber auch einfach entgegnen: "Ich weiß du findest ihn scheiße, doch komm heut abend zu mir, es gibt was leckeres zu essen ..." Und dann serviert man ihnen heiße Bonbons aus Wurst.
Vielleicht ist genau das aber auch wieder zu viel der Anstrengungen, denn wozu sollte ich andere von deiner Kunst überzeugen und dich am Ende mit ihnen teilen müssen? Schließlich hast du mir in "Musik, Musik, Musik" doch versichert: "Und vor dem Traualtar ist noch ein Plätzchen frei, es ist der Platz für uns zwei". Ich bin bereit.
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