laut.de-Kritik
Post-Emo-Hard-Core mit politischer Botschaft.
Review von Oliver Lambrecht"There will be a time when our silence will be more powerful than the voices you strangle today!" (August Spies 1855 - 1887)
Für die Geschichtsbücher handelt es sich hierbei um die letzten Worte eines emigrierten deutschen Anarchisten, der kurz darauf in den USA gehenkt wird. Diesem Menschen und seinem Vermächtnis gedenken Hell Is For Heroes mit ihrem Zweitwerk "Transmit Disrupt".
Ja, dies ist ein politisches Album! Aber, auch wenn das die Band sicher anders sieht, ein Hörer darf sich unvoreingenommen nähern. Denn hinter der Botschaft verbirgt sich eine unterhaltende Melange aus energetischem Post-Emo-Hard-Punk-Core, also eigentlich genau dem, was man von einem Label wie Burning Heart Records erwarten darf. Wer sich dann auch an Zeilen erfreut wie: "Models for the programme / Sharpening up to suit your part / Talk in flying colours / Take your orders from above / Make your bid for calm / Pushing for restraint / Learning to obey / Down on your knees and pray" ("Models For The Programm") darf gleich zweimal jubilieren.
Der Auftakt verläuft vielversprechend. "Kamichi" umreißt den musikalischen Spielplatz, der in den darauffolgenden 40 Minuten die Briten beim Spielen beschäftigt. Klangliche Ähnlichkeiten zu Bands wie Refused ergeben sich nicht nur durch die geschätzten Produzenten Pelle Henricsson und Eskil Lövström, sondern auch durch gemeinsame Überzeugungen und vor allem durch den prägenden Einfluss der seeligen Post-Hardcore-Helden. Der Sound von Hell Is For Heroes steht jedoch für sich, Plagiate hören sich anders an.
Sänger Justin Schlossberg verlässt sich nicht nur auf seine Fähigkeiten als Shouter, der Gesang gelingt ihm ebenfalls. Wie etwa bei "Folded Paper Figures". Trotz zweier Gitarren um sich herum hält seine Stimme stets die Verbindung zum Verstand und zum Herz. "Silent As A Grave" glänzt mit einer Ohrwurmhook und mitreißendem Schlagzeugspiel. Zweimal, bei Stück fünf und neun, tritt der Gesang in den Hintergrund. Die Musiker beschränken sich dann allein auf die Schaffung von Klangwelten, die aber leider viel zu wenig Zeit erhalten.
"Transmit Disrupt", der titelgebende Track, glänzt mit einem dreieinhalbminütigen Sound-Wolkenaufzug, bis sich dann ein kräftiges Schrammelgewitter entlädt. Danach peitschen "Disos And Casinos" und "Burning Lafayette" noch im dann schon typischen Emo-Muster ein. Zum Schluss spendieren HIFH noch einen ruhigen Hidden Track, der die Versprechen der vorigen Instrumental-Stücke voll und ganz erfüllt.