laut.de-Kritik

Und Tokio so: "yeah yeah yeah!"

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Man hat sich ja mittlerweile daran gewöhnt, dass Michael Kiske und Andi Deris zusammen bei Helloween auf der Bühne und im Studio stehen. Dass Ur-Gitarrist Kai Hansen bei der Sause auch noch mitmacht, verzückt alle Nostalgiker der Band. Dass das erste Studio-Album in dieser Besetzung von einer neuen Energie getrieben war, hört man dem Ergebnis durch die Bank an. Logen, dass dieses Momentum auch auf Tour mitgenommen werden musste. So reiste der Tross durch aller Herren Länder und feierte letztendlich im altehrwürdigen Betonklotz Nippon Budokan das Finale. Dass die Halle eine Metal-Geschichte aufweist, sollte der geneigte Hartwurst-Fan wissen.

Dass bei all der Historie die Nachbetrachtung des Konzertes emotional ausfällt, ist angesichts der hier dargebotenen Bilder völlig nachvollziehbar. Michael Kiske bemüht das Wort "surreal" als Beschreibung der Stimmung an jenem Abend. Im Gegensatz zu so manchem Promo-Gewäsch kann man dem immer noch stimmgewaltigen Hanseaten nur zustimmen. Das Konzert in Tokio gleicht einem Heimspiel. Textsicheres Publikum und eine mitreißende Stimmung ergeben zusammen mit einer spielfreudigen Band die wohl beste Live-Dokumentation von Helloween bisher. Dass die Aufnahmen der 29 Kameras im vorliegenden Schnitt leider einmal mehr dem Hasenfick-Rhythmus folgen ... man muss es eben hinnehmen. Der Sound ist absolut on top und klingt, wenn man vergleichbare Bilder des Abends im Netz sucht, auch nicht allzu sehr poliert.

Dramaturgisch bieten die Veteranen ein hübsches Programm samt atmosphärischer Video-Sequenzen, und die sieben Herren auf der Bühne haben einen Heidenspaß an dem, was sie da tun. Vor allem die beiden Sangesbarden, die sich den Job am Mikro teilen, stechen mit allerlei Firlefanz und Grimassen hervor. Deshalb sollte man sich das Ding auch im Bewegtbild antun, denn die Ausgabe auf CD oder LP ohne Video bietet erheblich weniger Spaß. Das fängt beim Intro an und hört beim herrlich albernen Luftballon-Spiel am Ende von "I Want Out" auf.

Ok, ab und an übertreiben es die Hamburger ein bisschen mit Crowd-Pleasing, wenn sie die Anwesenden über den grünen Klee loben, aber es sei ihnen gegönnt. Ebenfalls anerkennenswert, dass das Drum-Solo von Derwisch Dani Löble recht kurz ausfällt, auf ausgedehnten instrumentalen Kokolores verzichten die glorreichen Sieben ohnehin und konzentrieren sich auf die Songs.

Da mit "United Alive" der letzte Live-Mitschnitt noch nicht allzu lange her ist, liegt der Fokus klar auf dem vergangenen Studio-Album, das mit vier Songs ausgiebig berücksichtigt wird, sowie auf Stücken, die auf dem vergangenen Live-Album nicht zu hören waren. Der Rest besteht aus einem gut sortierten Best of. Einzig störend in meinen Augen: das ellenlange Epos "Keeper Of The Seven Keys". Nach wie vor ein Rätsel, wie man dieses zusammengestückelte Dingsbums heute noch als Meisterwerk feiern kann. Da passt vorne und hinten nichts zusammen. Ein paar der Parts sind richtig gut, aber in der Summe ergibt das einen Salat mit einem furchtbaren Schunkelrefrain, der mit seinem Übermaß an Pathos auch in den Musikantenstadl passen würde. Verschenkte Spielzeit, die man getrost mit ein paar anderen Liedern hätte füllen können.

Der Deris-Track "Forever And One (Neverland)", den sich der Karlsruhe mit seinem Vorgänger teilt, gehört dagegen zu den Highlights der Setlist - und das sage ich, obwohl ich ein absoluter Balladen-Verächter bin. Das Lichtermeer im Publikum sieht schon beeindruckend aus, die Gesangs-Performance der beiden ist es allemal. Kai Hansen als dritter Sänger im Bunde huldigt in seinem Medley ausgiebig der Frühphase der Band ("Metal Invaders", "Victim Of Fate", "Gorgar", "Ride The Sky", "Heavy Metal (Is the Law)"), "How Many Tears" gibts als Zugabe als standalone Track obendrauf. Und Tokio so: "yeah yeah yeah!"

Trackliste

  1. 1. Orbit
  2. 2. Skyfall
  3. 3. Eagle Fly Free
  4. 4. Mass Pollution
  5. 5. Future World
  6. 6. Power
  7. 7. Save Us
  8. 8. Kai's Medley
  9. 9. Forever And One (Neverland)
  10. 10. Best Time
  11. 11. Dr. Stein
  12. 12. How Many Tears
  13. 13. Perfect Gentleman
  14. 14. Keeper Of The Seven Keys
  15. 15. Drumokan
  16. 16. I Want Out

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