laut.de-Kritik
Brachiale Saitenhiebe gegen Intellektuellenpop.
Review von Matthias MantheBelgiens Musikanten sind Hitch eigentlich zu Dank verpflichtet. Eine Hand voll international erfolgreicher Bands ertränkte die heimatliche Szene bislang nämlich in einer Art Klischee-Vollbad. Dank dEUS, Soulwax und Das Pop galt der Beneluxstaat vor allem als Hort intellektueller, experimenteller, irgendwie anderer Unterhaltung. Starre Schablonen, die Olivier, Mich und Paul so konsequent wie erfolgreich brechen.
Ihr Credo lautet seit mehr als einer Dekade "Loud and rocking". Geradliniger und schnörkelloser Gitarrensound für die Magengegend statt verkopfter Verquertheit. Man tourte bereits mit illustren Indiegrößen wie At The Drive-In, Cursive und Cave In durch die Alte und Neue Welt. Dennoch hat die Band es in dieser Zeit nicht zu größerer Bekanntheit geschafft. Wahrscheinlich deshalb, weil ihr stoischer Riffrock häufig etwas zu unspektakulär gerät.
Dabei machen Hitch aus ihrem "Simple Plan" beileibe kein Geheimnis, wie der Titel des Albumopeners beweist. Die nüchtern-emotionslose Stimme von Sänger Mich begleitet hier trockene Gitarren, Knarzbass und sprödes Drumming durch mäßig aufregendes Songwriting. "Last Night My Head Died" wildert kurz im Wüstensand, und das mediokre "Opposites Direct" versucht sich an einer Helmet-Interpretation. Sehr viel weiter reicht die Spannweite leider nicht.
Einzig das siebenminütige "Killing The Midnight Choir" erhält alle Zeit zum Entfalten: Schwelgerische Säuseleien durchbrechen atmosphärisch rauschende Winde, bis brachiale Saitenhiebe die aufgebaute Harmonie lustvoll zerstückeln. Allerdings bleibt ein fader Nachgeschmack, denn das Stück fügt sich alles andere als geschmeidig in den schlichten Albumkontext. Belgien ist mit "Trails Are Ablaze!" um ein Vorurteil ärmer und um eine Belanglosigkeit reicher. Zeit, dass jemand die goldene Mitte findet.
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