laut.de-Kritik
Morden macht Spaß.
Review von Giuliano BenassiMorden macht Spaß. Zumindest auf Platte. Ob Bob Dylan, Johnny Cash, Nick Cave oder der Wu-Tang Clan – die jüngere Geschichte der Unterhaltungsmusik ist mit Leichen übersät. Die quirlige Britin Holly Golightly und ihr US-Kollege Lawyer Dave alias The Brokeoffs steigen voller Begeisterung ins Massaker mit ein.
Wie schon auf den letzten gemeinsamen Alben wandelt das Duo zwischen Blues, Country, Folk und Desert Rock. Das Ergebnis erinnert immer wieder an Calexico, wobei Golightly mit ihrer unschuldigen Stimme im Mittelpunkt steht. Sie ruft das Bild eines süßen Mädchens mit goldenen Locken hervor, das hinter seinem Rücken ein blutiges Schlachtmesser versteckt.
Heißer Wüstenwind weht durch den Opener "Forget It". Was nicht weiter verwundert, haben sich Golightly und Dave doch im Südstaat Georgia im Madison County angesiedelt, womit auch der Titel des Albums erklärt wäre. Entsprechend country-lastig fallen die Tracks aus, derweilen angereichert mit E-Gitarre.
Mit der gewohnten Mischung aus eigenen Stücken und Covern (Wreckless Erics "Murder In My Mind", das von John Lee Hooker inspirierte "Jack O'Diamonds") bieten sie dem Hörer kurzweilige 37 Minuten. Am Gelungensten fallen das getränkte "Blood On The Saddle" und der mordende "Elevator" aus.
"Medicine County" klingt elektrischer, gleichzeitig auch entspannter als die Vorgänger des Duos. Nach einer mehrjährigen kreativen Pause scheint es wieder genügend Energie für neue musikalische Abenteuer gefunden zu haben.
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