laut.de-Kritik
Die neue Kraft im alternativen Folk und Soul.
Review von Philipp KauseDas Debüt der amerikanischen Band hält zwar ein paar kleine Stolpersteine bereit, zeigt aber auch das enorme Potenzial einer gesanglich und handwerklich hervorragenden, neuen Größe der Folk Music. Soul-Harmonien zieren diese 60er-Vintage-Platte. Der Track "Float Back To You" und die Falsettstimme von Paul Spring flashen. Was die durchweg schönen Songs auf dem Weg durchs Album aber stellenweise zu Fall bringt, ist ihre Gleichförmigkeit.
Alles groovt auf einem fast komplett identischen Beat, die Handschrift von Homer Steinweiss. Legitim ist das natürlich, vor allem, wenn man sieht, wo Drummer Steinweiss überall trommelt: auf "Future Nostalgia", auf "Late Night Feelings" sowie auf fast allen Mark Ronson-Produktionen für diverse Acts, auf Charles Bradleys "Black Velvet" und New Yorks Funk-Geheimtipp "Predictions".
Auch das gemächliche Tempo und der insgesamt pastellfarben idyllische Ansatz lassen einen Kontrapunkt vermissen. Denn gäbe es hier auch Momente der Überraschung, der Wut, explosiven Entladung oder Surf-Euphorie Crystal Fighters'schem Ausmaßes, dann würde die sattsam vorhandene Lieblichkeit mehr Kraft ausstrahlen.
Andererseits: Genau so wie dieses Album ist, kann man es auch lassen. Wenn Holy Hive als Newcomer in New York erstmals wieder Honeybus rauskramen, eine kurzlebige Londoner Beat-Gruppe, dann verdient das Respekt für die Archivpflege. Honeybus schrieben den Song "Do I Still Figure (In Your Life)?", einen der ersten Hits für Joe Cocker, und – just for the record – deren Drummer gehörte in den 80ern dann zu Status Quo. "Be Thou By My Side" von Honigbus covern Holy Hive als erste, das tat seit 1972 keiner.
Als Höhepunkte stechen aber andere Songs heraus: "Hypnosis" flowt so, wie es heißt. Das fluffige "Oh I Miss Her So" kommt sympathisch direkt und mit catchy Melodie. Das Ende des dann immer jazziger werdenden Songs bestreitet der aktuelle The Roots-Trompeter David Guy. Schnellere Songs würde die Platte gut vertragen, wie das zügigere "Didn't You Say" demonstriert. "Embers To Ash" ist Dreampop, "Cynthia's Celebration" ist im Kern mehr oder weniger ein Schlagzeug-Instrumental. Der Song fällt auf, obschon vor allem der Sänger eine hervorragende Figur macht.
Das Schöne an der Platte ist, dass bei der musikalischen Zeitreise keinerlei verkrampfte Hipster-Attitude den putzigen Sound von damals zum neuen Chic erhebt. Holy Hive machen einfach drauf los und treffen den Ton von einst.
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