laut.de-Kritik
Eine Flut frischer Ideen, wenn auch noch nicht ganz ausgereift.
Review von Amelie KöpplStina Tweeddale, Mastermind der schottischen Rockband Honeyblood, hat sich bereits auf den beiden Vorgängern "Honeyblood" und "Babes Never Die" mit schnellen eingängigen Songs einen Namen in den weiten Gefilden des schrammeligen Indierocks gemacht. Ihr neuester Wurf entstand nach Weggang der Drummerin Cat Myers als Soloprojekt mit John Congleton.
Der wiederum war Produzent für unter anderem Sharon Van Etten und St. Vincent. Gerade der überaus lässige Synthie-Einsatz, für den letztere bekannt geworden ist, findet neben kleineren Verwandtschaften zu The Kills, den Dresden Dolls oder Garbage nun auch auf "In Plain Sight" seinen Platz.
Der bisherige Gitarrensound von Honeyblood klingt auf den ersten Blick vielschichtiger. Immer mehr elektronische Parts verwandeln den bisher so garagigen Sound der Schottin: mal ganz flirrend-retroverliebt wie in "Touch", dann wieder psychedelisch-treibend wie in "Take The Wheel".
"Twisting The Aces" liefert warme Akustikelemente, "The Third Degree" umgibt sich zudem mit einer Mischung aus Sixties-Pop und Punk. Nur leider wollen sich die vielen kleinen Spielereien bis zum Ende nicht so richtig zu einem formschönen Ganzen zusammenfügen.
Tweeddale steht darüber. Sie performt all diese frischen, noch nicht ganz ausgereiften Einflüsse mit enormen Selbstbewusstsein und legt dazu noch bedeutungsschwangere Texte auf den Plattenteller.
Trotz der musikalischen Kontraste klingt das Album immer noch wie ein Stück, dessen Einzelteile die lyrischen Themen miteinander verbinden. Diese drehen sich immer wieder um Täuschung, Geheimnisse, Lügen und Illusionen.
Ob "In Plain Sight" bei so viel musikalischer Vielfalt, die in ein kleines Piano-Solostück mündet, damit Ende nur ein 36-minütiges Experiment für Honeyblood bleibt? Wir werden sehen.
Noch keine Kommentare