laut.de-Kritik

Auch pure Authentizität ermüdet irgendwann.

Review von

HoodBlaqs selling point ist, dass sie wirklich real sind. Okay, das behaupten wohl die meisten "Gangster"-Rapper von sich, und wie real HoodBlaq wirklich sind, kann auch ich euch nicht sagen. Aber die Herkunft aus dem Ludwigshafener Problembezirk Hemshof, der Slang, das ausschließlich maskierte Auftreten und die Drogen und Macheten in den Videos lassen die Jungs doch recht kredibel wirken.

Die sechsköpfige Gruppe orientiert sich stark an französischem Drill, referenziert auf dem Cover aber N.W.A. und nennt sich selbst: "Deutschraps Wu-Tang". Jedes der Mitglieder rappt druckvoll und aggressiv über die Beats, die Themen beschränken sich dabei auf Fake-Gangster verprügeln, mit Waffen durch die Strada laufen, Drogen verkaufen/konsumieren und luxuriöse Besitztümer.

Die Tracks mit Rap-Hooks gehen auch wirklich gut nach vorne. Die Pre-Hook auf "Beldia" mit den unterhaltsamen Lyrics, in der ersten Bar immer nur genau aufs Metronom gesetzten Wörtern und dann in der zweiten Line auf die Eins gesetzten Reim ballert, der Chorus mit dem Auto-Tune-Gesang kommt dann aber direkt aus der Shishabar-Hölle.

Das mit dem Gesang ist übrigens ein Problem, das sehr viele der Tracks auf "Hagara" haben, mit dem Autotune-Einsatz klingt das wirklich oft wie Katzengejaule. Auch die Rap-Hook von "Minimum" mit Bonez MC, in der das Wort Minimum immer gedoubletimed wird, klingt nice, aber schon der nächste Track "Kriminal" wird mit dem Gesang wieder zur Zerreißprobe.

Die Texte glänzen nicht mit Technik, Deepness oder Wortspielen, sondern mit ihrer puren Authentizität. Es werden sehr viele arabische Wörter verwendet, sodass ich bei einigen Parts nur so die Hälfte verstanden habe, die emphatischen Konsonanten dieser Sprache klingen aber schön aggressiv, was perfekten zu den harten Drill-Beats passt.

Über die 17 Tracks des Albums sind die Texte aber doch wirklich ermüdend und die Instrumentals sich auch alle ziemlich ähnlich. Alle Beats haben fetten Bass, aber kaum interessante Samples, insgesamt wenig Charakter und kaum etwas, das im Kopf hängen bleibt.

Deutlich besser machen es die Kölner (42) YGT & Dietrich. Die Driller aus der Dom-Stadt treten ebenfalls nur maskiert auf, haben harte Texte und einen brutalen Sound, aber auch humorvolle Lines und Vergleiche, die mit einem Augenzwinkern zu nehmen sind. Von diesem Unterhaltungswert sind HoodBlaq Meilen entfernt.

Ich glaube aber, die Boys bleiben überhaupt nicht hinter ihrem Potenzial zurück, sie treffen wahrscheinlich den Geschmack ihrer Hörer perfekt. Ohne die nervtötenden Hooks und die bierernsten Texte stünden HoodBlaq vermutlich jetzt nicht da wo sie sind.

Trackliste

  1. 1. Viva La Haze
  2. 2. Young G
  3. 3. Athena
  4. 4. Calle
  5. 5. New Jack City
  6. 6. Minimum
  7. 7. Kriminal
  8. 8. Odysee
  9. 9. Sharikat
  10. 10. Blocktherapie
  11. 11. Bezbez
  12. 12. Unga Unga
  13. 13. Pass Auf
  14. 14. Bentley
  15. 15. Beldia
  16. 16. Carrera
  17. 17. I Have A Dream

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