laut.de-Kritik
Junger Songwriter versucht sich an Chart-Pop-Rock.
Review von Giuliano BenassiDie Vorzeichen stehen eigentlich gut: Trotz seiner 22 Jahre ist Howie Day ein bühnenerfahrener Musiker, der sich Jahre lang mit seiner Gitarre durchgeschlagen hat, bevor er einen Major-Vertrag unterschrieb. "Stop All the World Now" ist das erste Ergebnis dieser Zusammenarbeit.
Leider vernichtet bereits der Opener "Brace Yourself" die Vorfreude zum größten Teil. Die ausdrucksvolle, tiefe, männliche Stimme lässt zwar Potenzial erkennen, die poppige Akustikgitarren-Begleitung bettet sie jedoch in musikalische Bedeutungslosigkeit ein. Von Vorbildern wie Jeff Buckley oder Radiohead ist viel zu wenig übrig geblieben.
Der schlechte Eindruck bestätigt sich mit "Perfect Time Of Day" und der Ballade "Collide", Stücke, die auf ereignislosem Europop-Niveau herum irren. Zwar erinnern sie entfernt an Michelle Branch, besitzen aber weder die Austrahlung noch die Kraft der jungen Songwriterin. Auch textuell liegt Day nicht auf ihrem Niveau, mit Liedern, die eher platt über meist unglückliche Liebe sinnieren. Dicht am Abgrund befindet sich die Orchesterbegleitung, die bei einigen Stücken zusätzlichen Schmalz hinein bringt.
Das düstere "Trouble In Here" erinnert an Dave Matthews und lässt endlich aufhorchen. Geht vielleicht doch noch was? Tatsächlich schimmert im weiteren Verlauf die Ungestümtheit durch, die Days früheren Sololiveauftritte geprägt haben muss. "Numbness For Sound" hört sich mit seinem Klavier ein bisschen wie Coldplay an, "You & A Promise" orientiert sich an U2. Ist der Spuk schon fast vorbei, eröffnet ein psychedelischer Feedback das abschließende "Come Lay Down". Das Stück entwickelt sich langsam, mit einzelnen Gitarren- und Klaviernoten, bevor Days verzerrte Stimme einsetzt; schließlich steigert es sich in ein Muse-ähnliches Crescendo, das den Hörer verwirrt in eine düstere Welt entlässt.
Es ist das einzige Lied, das überzeugen kann. Schade, denn die Vorzeichen für ein gelungenes Album waren vorhanden, zumal Produzent Youth schon bei "Urban Hymns" von The Verve Regie führte. Weniger Anbiederung und mehr Mut hätten dem an sich nicht schlechten Material gewiss nicht geschadet.
Noch keine Kommentare