laut.de-Kritik

Der Ire begeistert mit einem Blues-, Soul- und Gospel-Debüt.

Review von

"Would things be easier if there was a right way? Honey, there is no right way." Für den jungen Hozier ist diese Zeit sicher ziemlich aufregend. Und sicher auch keine leichte. Binnen kurzer Zeit ist er berühmt geworden und spielt sich die zarten Fingerchen wund. Nicht nur in Deutschland - doch auch hier blubbert "Take Me To Church" durch jedes Radioprogramm, er wird eingeladen zu Circus HalliGalli, aktuell steht die Single auf Platz 32 der deutschen Charts. Erst jüngst wurde das Lied als "Best Song With A Message" für die MTV EMAs nominiert.

Hozier ist 24 Jahre alt und aus Irland, gerade hat er sein erstes, selbst betiteltes Album heraus gebracht. Vielleicht gibt es ihn also doch: the right way, den wahren Weg. Blues, Folk, Pop, Gospel, Singer-Songwriter, Jazz, Soul: Hozier mixt die Genres gekonnt und garniert das auch noch mit Texten, die aufhorchen lassen.

Trotz politischer Statements in den Lyrics ist Hoziers Debüt keine politische Platte geworden. Es geht auch mal um Katholizismus, um Kapitalismus, um Drogen und Alkohol. Es geht um Liebe und Sehnsucht, wobei die Musik es sich kaum erlaubt, prätentiös oder kitschig zu klingen.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Ja, "Work Song" hat einen Text, der extrem nah an Schnulzengewässern schippert: "'Cause my baby's sweet as she can be she'd give me tooth aches just from kissing me." Hozier gelingt es jedoch, diese Zeilen ziemlich okay klingen zu lassen. Die Gospelanleihen, die leise im Hintergrund schwelgen, kommen in "Angel Of Small Death And The Codeine Scene" noch deutlicher zum Tragen. Eine Laid-Back-E-Gitarre, dazu ein treibender Refrain, rhythmisches Klatschen und hallende Vocals - die Mischung macht's und sie funktioniert.

Großen Blues liefert das dunkle "To Be Alone", beschwingter geht es zu bei "From Eden". In "Foreigner's God" singt Hozier sich fast die Seele aus dem Leib. Zugegeben: In der Mitte des Albums finden sich ein, zwei Songs (z.B. "In A Week"), die im Vergleich zu den anderen ein wenig blass wirken. Als bloße Lückenfüller sollte man sie trotzdem nicht betiteln. Sie können eben nur nicht ganz mithalten mit außergewöhnlichen Stücken wie "Someone New" und "Take Me To Church", bei denen textlich wie melodisch alles stimmt.

"Jackie And Wilson" ist ein kraftvoller, rauchiger Song. Er handelt von Jackie Wilson, dem Rhythm'n'Blues Sänger der 50er und 60er Jahre. "We'll name our children Jackie and Wilson, raise 'em on rhythm and blues." Woher Hozier den wohl so gut kennt? Eventuell durch seinen Vater, einem Blues-Musiker. Der Apfel fällt also nicht weit vom Stamm. Und nicht nur von dort kommt das künstlerische Talent: Mutter Hozier gestaltete das Cover. Und das ist, oh Wunder, ebenfalls richtig gut gelungen. There is a right way, honey, there is a right way.

Trackliste

  1. 1. Take Me To Church
  2. 2. Angel Of Small Death And The Codeine Scene
  3. 3. Jackie And Wilson
  4. 4. Someone New
  5. 5. To Be Alone
  6. 6. From Eden
  7. 7. In A Week (feat. Karen Cowley)
  8. 8. Sedated
  9. 9. Work Song
  10. 10. Like Real People Do
  11. 11. It Will Come Back
  12. 12. Foreigner's God
  13. 13. Cherry Wine

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2 Kommentare

  • Vor 10 Jahren

    ach hozier...ein wahres internetphänomen (schon wieder!), dessen EP und vorabsingle einfach unglaublich interessant und vielversprechend waren. und dann das debutalbum. najaaa...die trackliste offenbart leider nur eine wiederverwertung der bisherigen EPs. fand ich sehr enttäuschend. ich gebe gerne 4 sterne, finde aber dennoch, dass sich herr hozier ein paar wesentlich schwächere songs AKA lückenfüller draufgepackt hat.

  • Vor 9 Jahren

    Das Album ist unfassbar schlecht gemastert und das versaut einem regelrecht den Spass an der Scheibe. Hinzu kommt, dass Take me to Church die restlichen Songs komplett paniert. Wenig bleibt sofort hängen und etwas mehr Abwechslung hätte ich mir auch gewünscht. 2 Sterne