laut.de-Kritik
Fette Stampf-Kicks, epische Bläser und Oldschool-Synths.
Review von Martin TenschertRoss Birchard aus Glasgow hat es für sein relativ junges Alter (geboren 1986) schon weit gebracht. Nicht nur, dass er in den heiligen Labelstall von Warp Records aufgenommen wurde. Selbst Kanye West signte ihn für sein Label Good Music, weil er wohl schon geahnt hat, welche Talente in dem Jungen schlummern. Nebenher Turntablism betreiben und auch noch mit TNGHT eine Trap-Pop-Bude am laufen haben, kein Problem für Hudson Mohawke.
Jetzt steht also die nächste Zusammenarbeit mit Warp in den Startlöchern: "Lantern" fällt gleich mit Mohawke-typischem 80s-Disco-Neon-Design ins Auge. Schick, schick. Der Inhalt bleibt zum Glück unkitschig, und wenn, dann zielgerichtet: Eine schöne Ballade geht ja so manchem Elektroniker nicht allzu leicht von der Hand.
"Indian Steps" feat. big Antony (u.a. Hercules & Love Affair) stellt hingegen die Kunstfertigkeit Mohawkes in verschiedensten Stilen unter Beweis. Hier machen sich weder Instrumental noch Vocals gegenseitig irgendetwas streitig, sie sind vielmehr wie füreinander geschaffen und ergänzen sich wunderbar. "Deepspace (feat. Miguel)" bläst in ein ähnliches Horn, ist aber schon rhythmischer, progressiver produziert. Der Schotte weiß genau um die Dramatik und Facetten des Aufbaus innerhalb eines Longplayers.
Stur auf Achteinhalb-Minuten-Tracks oder Drumloops zu setzen, ist seine Sache nicht. "Scud Books" belohnt die Beatsüchtigen dann mit fetter Stampf-Kick, epischen Bläsern, Breaks und oldschooligen Synths. Die Leadmelodien sind feinziseliert und legen sich perfekt über das Beatkonstrukt. Hits, die nicht vorgeben, welche zu sein, sind zumeist die besten. Besagtes Stück kann man bedenkenlos dieser Gattung zuordnen.
"Lil Djembe" gerät dann wieder etwas eckiger, ungefälliger, verwirrter. Fast bedrohlich baut sich eine dunkle Stimmung auf, ein Initiationsritus mit Zauberstaub direkt in die Synapsen. Bei "Shadows" meint man den Labelkollegen und Superhelden Aphex Twin herauszuhören, oder zumindest Anleihen an dessen Sound. Wobei Ross Birchard das eigentlich nicht braucht, sein klangliches Territorium ist so weitläufig, dass nicht mal ausgeschlossen ist, ob sich nicht Richard D. James selbst irgendwann von ihm inspirieren lassen wird.
3 Kommentare
Fan seit 2009. Liebe den Typen. Sprengt die Grenzen wie kein anderer. Der Juni ist echt brutal.
Mohawke hats echt richtig drauf. Album gefällt mir sehr, läuft momentan rauf und runter. Vor allem die Vielfältigkeit ist stark, gerade Kettles hat mich beim ersten Hördurchgang total erwischt, weil ich sowas gar nicht erwartet hatte. 5/5, auch wenn ich glaube, dass Hudson Mohawke noch deutlich mehr drauf hat und sich noch weiter steigern wird.
Danke für den Tipp an die Redaktion. Ryderz, Scud Books und Brand New World vom Album sind echt der Hammer!