laut.de-Kritik
Kein Zweifel: Hier rockt der Keller.
Review von Alexander CordasDer Stonerrock rumpelt durch den Dezember. Und zwar heftig. Aus den Überresten von Payola muss bei ein, zwei oder auch mehr Bierchen Hutchinson hervor gegangen sein. Unüberhörbar orientieren sich die Jungens an Kiffrock-Hausnummern wie den Queens Of The Stone Age, Monster Magnet und Co..
Hutchinson auf diese Formel zu reduzieren, würde dem Sockenschuss dieser Combo jedoch nur unzureichend gerecht. Oder fällt euch spontan eine Band ein, die sich dem marijuhanageschwängerten Riffgewitter verschrieben hat und nebenher Hip Hop-Tracks zwischen Gitarrengeschrubbe stellt? Das gepflegte 'Leck mich am Arsch' steht in Riesenlettern über der Veranda ihrer Ranch im Teutoburger Wald.
Ja, Kollegen, richtig gelesen. Hier treiben keine Wüstensöhne ihr Unwesen, sondern teutonische Bubens. Die hören sich aber wie verdrogte Amis an. Stets dreckig, unberechenbar und angenehm analog. Dass bei den Aufnahmesessions ordentlich was weggezogen wurde, dafür dürfte Pothead-Schlagwerker Sebastian Meyer in seinem Studio doch gesorgt haben. Wirbt dieser doch mit den salbungsvollen Worten "Entspannen kommt nach Wohlfühlen. Bisher hat sich jeder Musikschaffende bei uns wohlgefühlt und sich nach getaner Arbeit auch wohlverdient entspannt". Prost.
Dabei entstanden einige überaus angenehme Geschichten rund um die Themen Riffs und Dampfhammer. Abseits davon zeigt das Quartett keinerlei Berührungsängste mit elektronischen Klangerzeugern. Davon legt das (kopf)stimmige "Eight Bad Habit Rockets" beredtes Zeugnis ab. Auch wenn der Ausflug in Hip Hop-Gefilde doch mehr als nur ein Augenzwinkern beinhaltet, pumpert da ein wunderbarer Bass durchs Off. Im Booklet warten Hutchinson darüber hinaus mit einem herrlichen rhyme auf, alter! "It may sound cocky, but this ain't rocky and you ain't stallone". Leider konnt ich nicht heraus hören, ob und wo sie diese schmucke Zeile auf der Platte untergebacht haben.
Bevor die zünftige Wüsten-Musi erklingt, flirren bei "Bensonhurst" erst einmal spooky Klampfen-Klänge durch die Gegend, ehe ein Tom Waits-Klon "boom bab boobooom" ins Mikro knurrt. "Lord have mercy" skandiert er in diesem 30-Sekünder. Der Titel mit dem Namen der bezauberndsten aller Weltraum-Amazonen startet daraufhin einen fetten Nachbrenner. Abgesehen vom Beat-Skit "It Takes A Nation Of Gilmore Girls To Hold Us Back" - für diesen Titel gibt's den goldenen Namensgebungsorden am Band - veranstalten Hutchinson eine wunderbar anzuhörendes Rock'O'Rama.
Erst das wunderschöne akustische "In The Mirror" unterbricht die Lärmerei. Sänger Nico Kozik spielt hier gekonnt den Lagerfeuer-Crooner: "I can't hide my scars, home is way too far". Oh je, der Arme. Darauf folgt ein seltsames Crossover-Irgendwas. Dosen-Beats, synthetisches Sound-Gezwurbel, verzerrter Gesang sowie ein dahin gerapptes "so what you gonna do so tell me what's up" lassen einen erst einmal ratlos zurück. So etwas wie Homogenität im Sound scheint hier nicht zu existieren. Wer sich dadurch nicht abschrecken lässt, darf sich von Hutchinson einen netten Arschtritt nach dem anderen abholen. Kein Zweifel: Hier rockt der Keller.