laut.de-Kritik

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Die goldene Regel bleibt bestehen: kein Iced-Earth-Album ohne Besetzungswechsel. Sänger Stu Block ließ sich zwar zum Verbleib überreden, dafür warfen Bassist Freddie Vidales und Schlagzeuger Brent Smedley das Handtuch. Luke Appleton und Raphael Saini bilden an ihrer Stelle die neue Rhythmusgruppe. Sagen wir mal so: Hätte es nicht im Booklet gestanden, wäre es vermutlich niemandem aufgefallen. Mastermind Jon Schaffer erzieht sich seine Erfüllungsgehilfen seit jeher so, dass sie sich bedingungslos seinem Gitarrenspiel unterordnen und nicht groß auffallen.

Vom Konzeptionieren kann er ebenfalls nicht lassen. Die ersten sechs Songs auf dem mittlerweile elften Album "Plagues Of Babylon" hangeln sich erneut an der "Something Wicked"-Storyline entlang, der Rest der Nummern steht für sich selbst. Überraschungen gibt es keine, Schaffers Songwriting-Universum ist inzwischen klar vermessen: Riffs, Doppel-Lead-Gitarren, hymnenartige Refrains, das übliche Brimborium seines Stils zwischen Heavy und Power Metal mit leichten Thrash-Anleihen.

Einmal horcht man dann aber doch auf: "Highwayman" fällt aus dem Rahmen, allerdings haben wir es hierbei auch mit einem Cover zu tun, einem alten Country-Song. Iced Earth holen sich Mikrofonunterstützung, Russel Allen (Symphony X) und Michael Poulsen (Volbeat) röhren mit. Klingt auf dem Papier interessant, eignet sich aber doch eher für Menschen mit Einschlafstörungen.

Schaffer covert sich inzwischen sogar selbst. "Spirit Of The Times" hatte er bereits 2011 mit seinem Soloprojekt Sons Of Liberty aufgenommen. Verzichtbar war das Liedchen damals schon, eine Neuauflage hätte niemand gebraucht. Ansonsten tummeln sich auf dem Album die bekannten Iced-Earth-Standards. "If I Could See You" markiert beispielsweise die obligatorische Halbballade. A propos Ballade: Man würde sich von Iced Earth mal wieder ein paar schnellere Songs hintereinander wünschen. Die meisten lümmeln im Midtempo-Bereich vor sich hin, Ausbrüche sind selten. "Cthulhu" kommt erfreulich brachial daher, die Großen Alten hätten ihre Freude daran - einer der Höhepunkte der Scheibe, zusammen mit "Demonicide" und "The Culling".

Beim Anfang von "The End?" muss man sich kurz vergewissern, nicht versehentlich eine Iron-Maiden-CD eingelegt zu haben. Es folgt aber alsbald das übliche Schaffer-Geriffe. Im Titelsong grüßen die Eisernen ebenfalls heftig. Stu Block am Mikro bemüht sich nach Kräften, nicht wie Bruce Dickinson, sondern wie Matthew Barlow zu klingen und kriegt das ganz gut gebacken.

Wer Iced Earth schon immer mochte, sollte mit "Plagues Of Babylon" auf seine Kosten kommen. Neue Fans dürften sich hiermit allerdings nicht gewinnen lassen, dafür ist das Album zu routiniert und wenig mitreißend. File under: Achselzucken.

Trackliste

  1. 1. Plagues Of Babylon
  2. 2. Democide
  3. 3. The Culling
  4. 4. Among The Living Dead
  5. 5. Resistance
  6. 6. The End?
  7. 7. If I Could See You
  8. 8. Cthulhu
  9. 9. Peacemaker
  10. 10. Parasite
  11. 11. Spirit Of The Times
  12. 12. Highwayman
  13. 13. Outro

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7 Kommentare mit 33 Antworten

  • Vor 10 Jahren

    Ich finde es gut, dass es wieder ein wenig thrashiger wurde. Weniger gut finde ich, dass Stu nur noch vor sich hinleiert. "Resistance" fängt gut an, danach ist das Lied nur noch schlecht. Das Album ist wieder etwas härter, nur klingt das alles insgesamt ziemlich gefühls- und leblos.

  • Vor 10 Jahren

    Metal wird sich hoffentlich 2014 von selber begraben. Das Album ist die reinste Beliebigkeit und 100ste Aufguss.

    • Vor 10 Jahren

      Das dachte man Mitte der Neunziger auch und dann kam plötzlich HammFall und haben das gegenteil bewiesen. Ich wäre vorsichtig bei solchen Aussagen.

    • Vor 10 Jahren

      Hammerfall sind aber scheiße ?!

    • Vor 10 Jahren

      Warum soll sich ein Genre begraben, nur weil eine Band ein schlechtes Album rausgebracht hat?

    • Vor 10 Jahren

      Weil es anscheinend nicht nur dieses eine schlechte Album ist. Ich hab schon seit Jahren nix mehr mit Metal am Hut, aber so wie ich das mitbekommen habe, wird da fast durchgehend nur noch Altes kopiert. Ausnahmen sind halt die Bands, die eine neue Kerbe einschlagen, aber die werden dann ja meistens schon nicht mehr zum Metal an sich, sondern zu einem seiner unzähligen Untergenres gezählt.

    • Vor 10 Jahren

      @Morpho
      Wenn Tool 2014 was rausbringen hörst du sowieso rein. Aber die Herrschaften sind auch mehr Prog als Metal meiner Meinung nach.
      TOOL sind aber auch über vieles erhaben !

    • Vor 10 Jahren

      nein. ich hoffe jeder tool fan wird verprügelt :mad: das gleiche gilt auch für opeth :mad:
      und ja, steffi hat recht. metal für tot erklären ist so 199x :| und dennoch gibt es immer mehr und mehr und mehr bands. am besten alle produziert von peter tägtgren :conknerv: und da heisst es immer "copy kills music"

    • Vor 10 Jahren

      Überbevölkerung -> zu viele Bands -> Musik jeder Art wird unspektakulär. So einfach ist das. Aber was will man machen? Das Gründen neuer Bands verbieten?

    • Vor 10 Jahren

      überbevölkerung haben wir doch seit jahrzehnten. und dennoch hat früher nicht jeder penner einfach so musik machen können. und wenn ers doch konnte habe ich nichts davon erfahren.
      Ach, ich weiss es ja auch nicht. ich weiss nur, wie 200x myspace der sogenannte letzte, wirklich letzte, wirklich, wirklich allerletzte nagel im sarg des armen bm beziehungsweise jeglichem elitären Kvlt war :cry: und jetzt? 201x?? myspace is schon lang tot und trotzdem gibt es pro minute ungefähr eine batzillionen neuer (b)m bands :uiui: und selbst natur sekt black metal is völlig kommerzalisiert und verramscht worden :rayed: aber manche von den neuen bands sind echt gut- meist wenn sie NICHT von peter tägtgren produziert wurden- von daher bin ich meist eig nich so negativ.

    • Vor 10 Jahren

      Also mir machts nichts aus, wenn altes kopiert wird, solange es gut kopiert wird. Direkt zu sagen Metal ist tot ist lächerlich. Wenn man selber kein Metal mehr mag ist das eine Sache aber dann sollte man das nicht auf alle anderen schieben. Klassik, Blues oder Country klingen zum Großteil auch noch wie in den Anfangstagen. Heisst das jetzt, dass all diese Genres tot sind?

    • Vor 10 Jahren

      ich weiss nicht. die (gute) kopie eines guten originals...ja. von mir aus auch die kopie einer kopie eines guten originals. aber die kopie der kopie einer kopie einer kopie einer kopie einer kopie einer kopie period :damn: wobei "metal" natürlich mehr unterarten hat als country. ich weiss zum beispiel nicht, wie es um die doom szene bestellt ist. oder ob die dm szene aufgehört hat sich mit yngwelche -core unterarten zu paaren. aber sonst kopiert man sich zu tode. nu metal ist tot :cry: und alternative metal kein sehr strarker trost.
      Und zu allem überfluss kommen linksliberale hipster-spinner und versuchen bm zu annektieren. gutmenschelnde misantrophie. ich krieg krämpfe im arsch. nicht, dass der arme die letzten 20 jahre genug gelitten hat :(

    • Vor 10 Jahren

      Also ich kann mich nicht beschweren. Die letzten Outputs von Warbringer, Angelus Apatrida, Onslaught, Machine Head, Annihilator, Steel Panther oder Enforcer haben mich bestens unterhalten.

      Und wenn mal ne Flaute ist, dann wird halt was aus den 80ern aufgelegt.

    • Vor 10 Jahren

      Ach ja und dass Nu Metal tot ist find ich persönlich echt schade. Disturbed waren auf ihren ersten Alben am besten und auch Korn und Limp Bizkit haben damals ordentlich gerockt.

    • Vor 10 Jahren

      @ torque
      was da so alles unter dem namen deathcore firmiert ist wirklich schlimm.als ich zum ersten mal von diesem subgenre hörte, war ich eigentlich in froher erwartung der dinge die da komen würden, death und hardcore hör ich seit jahren gern.nie sollte ich mich so getäuscht haben.einzige was ich mir geben kann, sind white chapel und die sind ja mittlerweile auch eher extremmetal als deathcore

    • Vor 10 Jahren

      für mich war und ist nu metal dewr tiefpunkt des genres schlechthin. das banalste beider richtungen vereint; handwerklich oft nur "ok" und songwriterisch oft ne mogelpackung, die sich hinter den rhythmen versteckt. tüdelkram galore!

    • Vor 10 Jahren

      das sach man....ist aber evtl auch ne altersfrage. nu metal sind ja meist eher jene, de auch mit nirvana und in den 90ern aufgewachsen sind. das kam für mich einfach zu spät

    • Vor 10 Jahren

      Hm ja das kann sein allerdings kann ich von mir jetzt nicht gerade behaupten musikalisch ein Kind der 90er zu sein aber Limp Bizkit und SoaD haben mich durch die Pubertät begleitet. Das prägt ;)

    • Vor 10 Jahren

      New Metal hat meiner Meinung nach der Szene damals einen dringend benötigten Tritt in den Arsch verpasst. Die Metal-Stagnation, die hier angekreidet wird, hab ich Ende der 90er viel stärker empfunden als heute. Jetzt ist Metal viel offener in alle Richtungen und es gibt zirka eine Milliarde verschiedener Stilrichtungen.

      Ist halt eh die Frage, ob Metal was ist, das man den Rest seines Lebens hört oder ob einem das irgendwann zu langweilig wird.

    • Vor 10 Jahren

      Hey Ulf, jetzt muss ich aber doch mal nachfragen: Da du das mit dem Alter angesprochen hast, liegt es wirklich an der Musik oder eher an den Leuten, die die Musik gehört bzw gemacht haben? Denn auch wenn Nu Metal meist simpler aufgebaut ist als der klassische Metal kann man aber vielen ihr musikalisches Talent nicht absprechen. Gerade die Bassisten durften im Nu Metal mal mehr zeigen als bloßes Gitarrenspur nachzupfen und von den Beats sind die Drums auch vielseitig.

    • Vor 10 Jahren

      naja :koks: faith no more und und ratm werden in gängigen nu metal almanachen (:suspect:) auch eben als neu metallisch geführt. und tom morello und mike patton sind durch aus schon fähige künstler. auch wenn ich beide nur bedingt mag. da hat sancho schon recht. gleiches gilt auch für die FNM kopie soad. oder koRn O.o
      das geile an Nu metal war, das irgendwie alles nu metal war und jede(r) mitmachen konnte/durfte. und das alles erlaubt war, was geil klang :koks:

    • Vor 10 Jahren

      SoaD eine Faith no More Kopie?

    • Vor 10 Jahren

      deprimierend, wenn man bedenkt, dass KoRns traurige Dubstep experimente das einzige sind, was vom "spirit" übrig geblieben ist.
      Btw, @dein_boeser_anwalt
      kennen Sie eigentlich A.M.S.G und deren 2013 werk anti-cosmic-tyranny? Da Sie ja immer mal wieder ,glaubs, von ishan schwärmen, dacht ich, dass könnt was sein. geiler kanadischer Black Metal mit fiesen saxophon-parts :koks: :hoho:

    • Vor 10 Jahren

      ehrlich gesagt verstehe deine frage gar nicht, sancho. was meinst du mit " liegt es wirklich an der Musik oder eher an den Leuten, die die Musik gehört bzw gemacht haben?"?
      ich kann nur sagen: aus meiner sicht liegt e4s an der musik. woran auch sonst? mir ging das folgendermaßen: den rhythmischen bumms bekam ich von industrial metal a la ministrys hot rod. das schnelle, kranke gab mir bm. die dunkelheit der gothmtal und ansonsten bin ich eher ein kind von maiden, priest und co.
      da hatte mir dieser aus meiner sicht öde, weil meist gleichförmige sprechgesang dann nichtsd mehr zu sagen. sowas wie papa roach, der judgement night ost und co war mir immer ein unathmosphärischer alprtraum der langeweile. dass die kapellen meist super bassisten und drummer hatten stimmt natürlich. aber das mahte es nich spannender für mich. ich bin da einfacvh anders drauf.

    • Vor 10 Jahren

      herr torque, ich bedanke mich f d tipp. das klingt in der tat nach meiner baustelle.

    • Vor 10 Jahren

      Ich meinte damit ob dich die gesamte Attitüde des Nu Metal gestört hat. Ja klar muss es dir nicht gefallen. Ich mag dafür kein Black und Goth Metal ;)

    • Vor 10 Jahren

      auf Attitüde ist eh geschissen, meiner Lebenserfahrung (und Konzerterfahrung in kleinen ranzigen Schuppen) haben die mit den meisten Tattoos, den buntesten Haaren oder den düstersten Outfit den längsten Stock im Arsch ... Ausnahmen bestätigen die Regel, aber der Trend ist klar...

    • Vor 10 Jahren

      In wie fern Stock im Arsch

    • Vor 10 Jahren

      Wahrscheinlich in Bezug auf Spießigkeit.

    • Vor 10 Jahren

      Richtig. Ist immer geil, wenn intolerante Menschen Toleranz für sich einfordern...

    • Vor 10 Jahren

      Ah ok dann hab ich das doch richtig gedacht.

  • Vor 10 Jahren

    Wenn Blind Guardian dieses Jahr dann endlich ihr neues Studioalbum rausgebracht haben, können sich Schaffer und Kürsch gleich der neuen Demons & Wizards Platte zuwenden. Hop, hop, ihr seid schon 4 Jahre überfällig.

    • Vor 10 Jahren

      Finde ich auch, Iced Earth ohne Barlow bockt nicht, Demons & Wizard hat wenigstens was, auch wenn ich das Gelaber von Zauberern und Drachen etc. lächerlich finde.

  • Vor 10 Jahren

    och, wenn man sich auf pfaden bewegt, die ein wenig abseits des metalmainstreams liegen gibts doch noch die eine oder andere überraschung.iced earth und konsorten sind nunmal nicht mehr die jüngsten, die reiten den gaul halt noch, bis er unter ihnen verreckt und gut ist

  • Vor 10 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 10 Jahren durch den Autor entfernt.

  • Vor 10 Jahren

    stimme derHerrvonWelt zu. dieser abgesang ancden metal ist doch unsinn. man muss nur ein bisschen suchen und nicht nur das wahrnehmen und kritisieren, was einem überall vor die füße gelegt wird. und wenn man sich nie an sachen heranwagt von bands, die keine großen namen haben und die noch recht jung sind, und wenn man hybridität in musik von vornherein ablehnt, weil man ja gefahr laufen könnte, sich von der "reinheit" der musik zu entfremden und in richtung mainstream abzudriften und damit seinen stolz zu verlieren, dann kann es passieren, dass man ganz viel gute musik verpasst. BE'LAKOR sind hier auf laut.de noch gar nich aufgetaucht, sehr schade! hier mal zum probehören: http://www.youtube.com/watch?v=lBdRra2tYp8; VILDHJARTA auch nicht, auch sehr bedauerlich: http://www.youtube.com/watch?v=KnaClnVnj_c; beides grundverschiedene bands, eben abseits des allseits bekannten und einfach nur genialst.

    • Vor 10 Jahren

      also VILDHJARTA sind ja mal richtig müder Metalcore mit ein paar "mystischen" Elementen. Da höre ich mir lieber Anfang 90er Death-Metal á la Obituary oder Death an, klingt besser und ist technisch snpruchsvoller.

    • Vor 10 Jahren

      o.0 "müder metalcore"?? klar, ich hab den eingängigsten song ausgewählt, war ja auch ne singe-auskopplung, aber ich kann bis heute nicht sagen, das gesamte album "masstaden" strukturell begriffen zu haben, das ist instrument so krass komplex und groovt dabei an genau den richtigen stellen, dabei ungemein atmosphärisch.. das soll mal einer hinbekommen, krasse technische komplexität in abwechslung mit diesen stimmungsvollen passagen, ohne dass die songs zerfahren, zerschnitten wirken. werden nicht ohne grund oft mit meshuggah verglichen. wie gesagt, ich wollte darauf hinaus, dass man eben nicht nur aus skepsis allem neuen gegenüber auf die alten recken zurückgreifen sollte und nicht immer derart auf das eklektische wesen neuerer metal-mukke schimpfen sollte, weil man sonst gute musik verpassen könnte. du kommst sofort mit schlagwörtern wie "metalcore" um die ecke und vergleichst deinen allerallerersten, vorurteilsbeladenen eindruck sofort mit deinen alten helden death und obituary. das ist genau die bestätigung von dem, was ich meinte. vildhjarta brauchen zeit. man muss genau hinhören. und vielleicht auch mal andere songs des albums ausprobieren, am besten in der korrekten reihenfolge, sie fließen nahtlos ineinander über. aber wenn man neue musik nach dem allerersten eindrücken reduziert auf einzelne elemente, die man wiederzuerkennen scheint und für einen negativ behaftet sind, dann ist das echt oberflächlich. und vildhjartas musik ist vieles, aber nicht "müde"..