laut.de-Kritik
Nur selten zerkratzen Disharmonien das warme Klangbild.
Review von Michael EdeleDer gute, alte Ihsahn kommt mal wieder zu Besuch. Bleibt aber nicht lange, sondern muss auch bald schon wieder weiter. Oder wie hab ich das zu verstehen, wenn ein Album mit dem Titel "Arrival" beginnt und mit "Departure" endet?
Zum Beispiel so, dass ich aus Versehen ne Audrey Horne-Scheibe eingelegt habe? Die warmen, 70's-lastigen Klänge des erwähnten Openers deuten nämlich schwer darauf hin. Doch dann setzt das krächzige Organ ein, das keinesfalls von Toschi stammen kann, das ist schon definitiv Ihsahn. Dennoch bleibt man relativ erstaunt zurück, denn wo auf "After" noch äußerst schräge Disharmonien das Gesamtbild zerkratzten, herrscht auf "Eremita" weitgehend Harmonie.
Saxophonist Jørgen Munkeby (Shining) ist zwar wieder mit von der Partie, hält sich aber außer bei "The Eagle And The Snake" zunächst mit seinem schiefen Getröte deutlich zurück. Wenig Zurückhaltung zeigt dafür Jeff Loomis in seinem tollen Solo, mit dem er sich für die Kooperation des Norwegers auf seinem letzten Soloalbum "Plains Of Oblivion" revanchiert.
Ihsahn hat sich bei Leprous für "Eremita" nicht nur Drummer Tobias Ornes Andersen ausgeliehen, sondern auch deren Sänger Einar Solberg für "Arrival". Auch Devin Townsend unterstützt den Bruder im Geiste mit seiner einmaligen Stimme bei "Introspection", doch gerade Ihsahns eigener Klargesang weiß absolut zu begeistern.
Mit Blastbeats zu Ihsahns harscher Stimme zerfetzt "Something Out There" erstmals die Ruhe und ausgeglichene Wärme des Albums. Doch auch hier verfallen die Gitarren nicht in Raserei, sondern verstrahlen lieber epische Erhabenheit und große Melodien.
Ein kurzes, klassisches Intermezzo in Form von "Grief" später stellt einen das düstere "The Grave" mit verstärktem Saxophon-Einsatz auf die härteste Probe des Albums. Für mich persönlich ein Song zum Skippen, aber manch einer braucht ja die Ohrenfolter, um das abschließende "Departure" genießen zu können.
Dort ist einmal mehr Ihsahns Frau Heidi zu hören, die in einem seine Stimmung ständig wechselnden Chaos der Genialität für einen verträumten, besinnlichen Moment sorgt.
3 Kommentare
Das Ding ist einfach klasse, seltsamerweise empfinde ich gerade After deutlich einfacher zu verdauen als Eremita. Zusammen mit After dennoch die besten Solo-Werke von Ihsahn, gar keine Frage.
bin sehr gespannt...stehe ja total auf munkeby zusammen mit ihsahn...diesmal mit wärme statt freiem ko0nzept? egal...ist immer gut....werde es dem guten ihsahn stets hoch anrechnen, dass er bewusst alle regeln beherrscht, bevor er sie mit bedacht sprengt (so ähnlich hat er5 das mal gesagt)....echter künstler im genre....selten props
weiß nett, das teil mag mir, um mal eddy zu paraphrasieren, nicht so bereitwillig in den horchknorpel flutschen wie 'after'. finde die zahlreichen gastsänger etwas unangenehm, wo doch ihsahn die mehrzahl von denen eh stimmlich zu überbieten in der lage wäre.
mag wohl dran liegen, dass 'after' jazziger war. da fahr ich halt drauf ab...