laut.de-Kritik

Letztlich siegt auch in Las Vegas das Gute über das Böse.

Review von

Las Vegas: eine glitzernde Traum-Oase, in der alles möglich scheint. Inmitten der staubtrockenen Sierra Nevada, zwischen einarmigen Banditen, Hochzeit-Drive-Ins und überdimensionalen Minigolfanlagen für Rock'n'Roll-Veteranen pumpt das Herz des American Way Of Live. Hier ist das Zuhause von Imagine Dragons, einer Band, die auf ihrem Debütalbum "Night Visions" mit ebenso vielen Überraschungen aufwartet wie ein 24-hours-Sightsseing-Marathon durch ihre Heimatstadt.

Da präsentieren sich auf der einen Seite Songs wie "Radioactive", "It's Time" oder "Nothing Left To Say/Rocks" in einem schwer zu kategorisierenden Indie-Pop-Rock-Gewand. Hier vereinen sich vom Hip Hop entliehene Beats, filigrane Mandolinen-Themen, chorale Refrains und innovative Soundelemente zu einem süchtig machenden Ganzen, das einen packt, verschleppt und nicht mehr loslässt.

Dann gibt es aber auch Lieder, die einen die Hände vors Gesicht schlagen lassen. Die süffige Stadionhymne "Demons" ist so ein Kandidat - ein Dreiminüter, der mehr Kitsch und Hands-in-the-Air-Attitüde innehat, als ein Duett von Chris Martin und Hartmut Engler. Auch das hyperaktive "On Top Of The World" sorgt für lautstarke Contra-Demonstrationen in den Gehörgängen, wenn das Quartett plötzlich mit aller Macht versucht, einen Platz auf dem nächsten Dschungelbuch-Soundtrack zu ergattern. Die schnulzige Halbballade "Every Night" sorgt ebenfalls für zusammengezogene Augenbrauen. Fast schon plump und nahe der Schlager-Branche plätschert der Schunkler vor sich hin.

Zwischendurch versucht unaufgeregter, aber solider Indiepop à la "Amsterdam" oder "Hear Me" die Balance wieder herzustellen. Das gelingt phasenweise auch recht ordentlich, auch wenn man sich die erwähnten Fauxpas während des zweiten und dritten Durchlaufs immer noch nicht so richtig erklären kann.

Letztlich siegt aber, wie so oft im Leben, das Gute über das Böse, und so bleiben vor allem der grandiose Einstieg und der unterhaltsame Mittelteil des Albums haften. Ähnlich verhält es sich ja auch bei einer Reise nach Las Vegas. Auch hier berichtet der Otto-Normal-Tourist in der Regel von unvergesslichen Over-the-Top-Erlebnissen, inklusive vereinzelter Kopfschüttel-Erlebnisse.

Trackliste

  1. 1. Radioactive
  2. 2. Tiptoe
  3. 3. It's Time
  4. 4. Demons
  5. 5. On Top Of The World
  6. 6. Amsterdam
  7. 7. Hear Me
  8. 8. Every Night
  9. 9. Bleeding Out
  10. 10. Underdog
  11. 11. Nothing Left To Say/Rocks
  12. 12. Cha-Ching (Till We Grow Older)
  13. 13. Working Man

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5 Kommentare

  • Vor 11 Jahren

    3 Punkte geht klar. Ist zwar ganz nett, aber überproduziert und auf Hit gemacht. Finden sich aber echt gute Songs wie Amsterdam, geht mir schon seit Tagen nicht aus dem Kopf. Ich find sie auch besser bzw. eträglicher als Killers.

  • Vor 11 Jahren

    @blindluck (« 3 Punkte geht klar. Ist zwar ganz nett, aber überproduziert und auf Hit gemacht. Finden sich aber echt gute Songs wie Amsterdam, geht mir schon seit Tagen nicht aus dem Kopf. Ich find sie auch besser bzw. eträglicher als Killers. »):

    jupp, Amsterdam bleibt hängen.. Radioactive ist auch recht geil, sonst hat mich leider nichts so richtig gerissen, mal abwarten wie die sich entwickeln!

  • Vor 11 Jahren

    @blindluck (« 3 Punkte geht klar. Ist zwar ganz nett, aber überproduziert und auf Hit gemacht. Finden sich aber echt gute Songs wie Amsterdam, geht mir schon seit Tagen nicht aus dem Kopf. Ich find sie auch besser bzw. eträglicher als Killers. »):

    Die Killers - für mich die Band, die mit jedem Album ganze Galaxien schlechter wird!

  • Vor 11 Jahren

    Laut.de und ich werden einfach keine Freunde mehr.

    Demons, welches hier einfach nur niedergemacht wird, war das erste Lied das ich von Imagine Dragons in einem Trailer gehört habe. Hat mir gleich super gefallen und hier wirds wieder nur als "Kitsch" bezeichnet... kann das so nicht nachvollziehen, aber egal.

    Generell finde ich das Album ziemlich schwach ohne große Höhepunkte. Die 3/5 gehen absolut in Ordnung, aber auf keinen Fall mehr.

  • Vor 10 Jahren

    Demons ist für mich eins der Highlights des Albums, ebenso die beiden anderen Auskopplungen It`s time und Radioactive, nur die vierte Single On top of the world erscheint auch mir etwas strange. Das letzte Drittel des Albums fällt insgesamt dann etwas ab, der Song Every night ist der mit Abstand schwächste. Trotzdem auf jeden Fall 4/5 von mir, es sind echte Kracher dabei, die perfekt arrangiert sind und direkt ins Ohr gehen, auch ein Verdienst des Sängers, der mir gleich beim erstmaligen Hören der Band durch seine spezielle und intensive Singweise aufgefallen ist. Bin auf jeden Fall aufs zweite Album gespannt, wie`s weitergeht.