laut.de-Kritik
Gute Definition von Hip Hop: rough und laid back zugleich.
Review von Eberhard DoblerIncognegro sind Underground. Diese Scheibe lässt erahnen, wie wichtig Bands, die abseits des großen Medieninteresses stehen, für Bestand und Entwicklung einer Bewegung sein können. Incognegro orientieren sich an der alten Schule des Hip Hops. Sie experimentieren aber ohne Berührungsängste mit verschiedenen Sounds und Musik-Stilen und entwickeln so eine interessante und gute Definition von Hip Hop: rough und laid back zugleich, abwechslungsreich und weniger charttauglich.
Der Hang zum Sample-Experiment, eine Ader für Songwriting und eine ordentliche Portion musikalisches Können machen diese Platte zu einem coolen Kopfnickvergnügen zwischen Groove, Melodie und intelligentem MCeeing. "Not Your Typical American" hieß das Motto, als man seine Brötchen noch bei The Goats verdiente. Daran hat sich wenig geändert. Ein schönes Beispiel ist "Last Call": Nach kurzem funky Rock-Jamming in Demo-Qualität geht der Track in ein lässig groovendes Hip Hop-Stück mit schrägen Samples über.
Wer dieser Rap-Scheibe lauscht, hat überhaupt das Gefühl, einer Live-Session beizuwohnen. Drums, Gitarren und andere Instrumente sind oft live eingespielt. Die Produktion hebt dieses Feeling gerade bezüglich der Raps noch hervor. "Philly (Remake)" und "Shotgun Shack" crossovern mit coolen Gitarren-Licks unkompliziert los. Ungewöhnliche Sounds überzeugen auf "Big Man" und "Fancy Prance". "Can You Feel It?" mit seiner Bassline ist ein Vorbild an melodiösem Hip Hop.
Der eigentliche 'Burner' der Scheibe ist aber "Brand New Caddy" mit Clash-Sample und ultimativ, schnörkellosem Flow. Der Track ist einer jener kleinen groovy Geniestreiche, die zu unrecht unbeachtet bleiben. "Keepin' It Lovely" ist definitiv eine meiner Hip Hop-Platten des Jahres, auch wenn der ein oder andere Song die Scheibe ausbremst. Eine Platte, die gerade Hip Hop-Hassern ans Herz gelegt werden sollte.
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