laut.de-Kritik
Experimentelle Klänge für aufgeschlossene Metal-Fans.
Review von Michael EdeleDer laufende Tonleiternwettbewerb ist hiermit wohl eröffnet. Eigentlich geht mir so zwanghaftes Profilieren ja ziemlich auf den Sack, und so ging es mit ehrlich gestanden zuerst auch mit "Buried In Oblivion". So hätte ich beinahe den anschließenden akustischen Orgasmus verpasst.
Mit dem Opener "Splintered Visions" übertreiben Into Eternity es zwar noch ein wenig. Danach jedoch geht es schon mit "Embraced By Desolation" so geil zur Sache, dass man sich ehrlich fragen muss, was man in Kanada den Babys in die Milch mischt, dass es dort so viele abgefahrene Musiker im extremeren Metal-Bereich gibt. Zwar erwarte ich von der demnächst erscheinenden Kataklysm auch nichts anderes als ein Meisterwerk, aber "Buried In Oblivion" ist schon ein massiver Hammer.
Der Vergleich mit Kataklysm hinkt musikalisch zwar, da Into Eternity alles andere als eine reinrassige und typische Death Metal-Band sind, aber die Vorliebe für technisch komplexe Arrangements und ein verdammt hohes Maß an künstlerischen Fähigkeiten teilen die beiden Bands ebenso wie Voivod und einige andere Cannuck Bands.
Mit Chris Krall ist ein neuer Shouter dabei, der mit seinen klaren, anfangs etwas gewöhnungsbedürftigen Vocals noch zusätzliche Abwechslung in die Musik von Into Eternity bringt. Da sich jedes der fünf Bandmitglieder mal als Sänger betätigen darf, kann man über mangelndes Entertainment bestimmt nicht klagen.
Es stellt sich nur nach wie vor die Frage, mit was wir es hier eigentlich zu tun haben, denn die Kanadier entziehen sich erfolgreich jeder Kategorisierung. An Holy Terror erinnert sich eh keine Schwein, und Anacrusis treffen vielleicht des Pudels Klöten, aber nie und nimmer seinen Kern. Welcher Name mir aber immer wieder durchs Gehirnkasterl saust, ist Coroner, die doch auch immer sehr experimentierfreudig waren. Letztendlich wird aber kein aufgeschlossener Metal-Fan drum rum kommen, sich die Zeit zu nehmen und selbst in "Buried In Oblivion" reinzuhören.
Genau wie Kollegen Graffe in seiner Orphaned Land-Review kann ich hier mit Anspieltipps leider nicht dienen, denn jeder der Songs ist eine Erfahrung für sich. Es braucht doch eine gewisse Zeit, bis sich die Songs erschließen, jedoch hat man um so länger seine Freude dran, da es auch auf lange Sicht immer wieder was Neues zu entdecken gibt. Scheint ein großes Jahr für experimentelle, extreme Musik zu werden ...
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