laut.de-Kritik
Auch ohne Pilze erlebt man allerlei Ungehörtes.
Review von Daniel StraubEin Album zu machen, an das sich die Menschen noch Jahre später bei allen möglichen Gelegenheiten als akustischen Marker erinnern, ist wohl der Traum eines jeden Musikers. Rajko Müller gelang dieses Kunststück. "Rest" brachte die Tanzflächen rund um den Globus zum Erbeben. Das war vor fünf Jahren. Jetzt beendet er mit dem neuen Album "We Are Monster" seines Projekts Isolée die lange Wartezeit. Damit meldet sich einer der visionärsten Produzenten der Szene eindrucksvoll zurück.
Auf vielen lastet die Bürde eines erfolgreichen Albums wie ein lähmender Bleiüberzug. So sehr die Lobeshymnen anfangs auch schmeicheln, so sehr entwickelt sich das Label "Klassiker" in der Folge zum Balast. Hochmut, Eitelkeit und das glamouröse Leben des Jetsets verstellen allzu oft den Blick auf die Dinge. Nicht so bei Rajko Müller. Mit "Beau Mot Plage" bereits Teil der Geschichte elektronischer Tanzmusik, bewahrt "We Are Monster" den inspirierenden Geist des Vorgängers.
Anfangs von den munter pulsierenden Rhythmen des Openers "Pictureloved" mehr verwirrt als angetan, ist eines rasch klar: "We Are Monster" ist keine Neuauflage von "Rest". Gut so. Denn auch wenn der Charme von Isolée 2005 eine Spur rauer ausfällt, so ist ihm letzten Endes genauso schwer zu widerstehen wie vor fünf Jahren. "Schrapnell", eine sommerliche Mixtur aus schmachtenden Hawaii-Gitarren, feiner Bass-Hookline und dezentem Elektro-Groove, tritt die Tür zum psychedelischen Isolée-Kosmos weit auf.
Wie die kleine Alice begeben wir uns ins Wunderland, das in diesem Fall aus Klängen besteht. Und wir brauchen nicht mal von den Pilzen zu naschen, um allerlei Ungehörtes zu erleben. Wie organisches Gewebe entfalten die Töne ihr eigenes Leben, brechen in Fragmente auseinander, setzen sich wieder zu merkwürdigen Gebilden zusammen und lassen das Gehör oft im Ungewissen zappeln. "We Are Monster" fasziniert dank der suggestiven Kraft, mit der Isolée das Ohr in den Bann zieht.
Da verkommt es beinahe zum Nebeneffekt, dass sich einige der Nummern auf "We Are Monster" nachdrücklich für den Disco-Einsatz empfehlen. Sicherlich nicht zur Peaktime, dafür aber für die speziellen Stunden danach, wenn das Publikum im Takt einer feineren Rhythmusmaschine tanzt. Die Zeit ist reif für Isolée.
4 Kommentare
in der tat, die beste elektronik-platte des bisherigen jahres.
Einziges Problem bei der Platte ich schlaf immer ein wenn ich sie hör so hab ich keine Gelegenheit die Tracks mal zu Ende zu hören .
hab grad ein sehr positives review gelesen, werde da wohl auch mal reinhören wenn ich die gelegenheit habe, aber das ist hier aufm dorf gar nicht so einfach
...ab heute ist bei www.24secrets.de ein Remix von Isolée zu hören. Es wird sich lohnen, mal reinzuhören...
Greets,
haNNes