laut.de-Kritik

Saufhymnen, die keiner mitsingen will!

Review von

Chapeau! Das neue J.B.O.-Album ist so dermaßen schlecht, dass selbst dem hartgesottenen Rezensenten nichts mehr einfällt zu dieser Einfalt. Zwölf dümmliche, schlecht getextete, unlustige Saufhymnen, die keiner mitsingen will. Dabei hatten die Erlanger doch einige legendäre Promillehits in ihrer bisher 33-jährigen Karriere zu vermelden. "Bimber bumber dödel dei" hat bestimmt jeder Dorftrottel schon einmal über den Festplatz gereihert. Oder "Ein guter Tag zum sterben" – bestens geeignet für noch lebergesunde, minderjährige Alkoholikeranwärter auf dem Schützenfest. In Regensburg sah ich sie einst im Gewerbepark spielen, da war ich 19 und konnte nach 19 Bier vor 19 Uhr aufstehen. Das waren noch Zeiten.

Mein Gott, ist das Album scheiße aufgenommen! Jedes Wohnzimmer produziert im Jahr 2022 weniger digitalen Ohrdurchfall. Der Gesang ist furztrocken, die Gitarre matscht alles zu, das Schlagzeug echot wie aufm Dixiklo neben der Bühne. Klar, auf J.B.O. rumhacken ist einfach. Konsequenter Kindergartenhumor für nulldeutsche Vollbauern auf jedem x-beliebigen Metalfestival ist aber eine Qualität. Oder zumindest eine Konstante. Sogar schon seit 1989, wie im Song "Immer noch am Leben" zu erfahren ist. J.B.O. sind halt Schlachtrösser der Bierseligkeit, sie schleppen sich jährlich ehrenwert auf die Bühnen der Republik und sorgen für heitere Stunden mit Alkohol.

Fickificki, bumsibumsi, mein Gott ist pink eine lustige Farbe und Metal ist voll geil! Schon der Titelsong führt den Hörer ausreichend in den intellektuellen Kosmos von "Planet Pink" ein. Übrigens ist der Track ein Cover des trockengelutschten Kultschlagers "Blue" von Eiffel 65. Dann "Metal Was My First Love", ein Cover von ... naja, muss man das erklären? Auf jeden Fall in zweitausend Takes immer noch halbschief eingesungen vom Zeremonienmeister Hannes "G. Laber" Holzmann und mit ein paar Powerakkorden verzerrter Klampfe garniert. Total spaßig wird im Anschluss das Trendfabelwesen Einhorn und sein phallisches Ding aufm Schädel abgearbeitet. Fehlen nur noch ein Flamingo, Sailor Moon und vielleicht noch eine Volksmusikparodie?

Quatsch, die existiert natürlich! Auf der letzten Rille gibt’s den "Volks-Prog" zu Ohren. Im Text irgendwas mit Weibern oder Busen oder so und Polka und Thrash-Riffs. Es gibt keinen roten Faden außer das Saufen und den Metal an sich: "Ein Schneider fing ne Maus" (das Kinderlied) wird wieder mit Metal-Thema gecovert. Gibt es diesen ominösen Metal überhaupt noch? Ja. Man muss ihn live hören, fühlen und trinken. Gleiches gilt für J.B.O., die mit diesem Album vielleicht wohlfeil die Reisekasse aufbessern können, es sonst aber besser gelassen hätten. Nach zwei Jahren Pandemiecalvinismus ist es den Herren aus Erlangen allerdings zu verzeihen, dass ihnen die Inspiration zum Vorglühen fehlte.

Trackliste

  1. 1. Planet Pink
  2. 2. Rockmusik hat mich versaut
  3. 3. Metal was my first love
  4. 4. Immer noch am Leben
  5. 5. Einhorn
  6. 6. Expeditionen ins Geistreich
  7. 7. Klassiker!
  8. 8. Nicht doof
  9. 9. Mi-Ma-Metal
  10. 10. Glaub mir lieber nicht
  11. 11. Wir kommen alle in die Hölle
  12. 12. Volks-Prog

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LAUT.DE-PORTRÄT J.B.O.

Obwohl sie auf ihrer Homepage erklären, dass "die Situation der Namensschöpfung durch Bierdunst verschleiert" sei und sie deshalb nicht mehr wüssten, …

10 Kommentare mit 15 Antworten

  • Vor 2 Jahren

    Ein trauriger Versuch, aus Dünnschiss irgendwie Kohle zu machen.

    • Vor 2 Jahren

      Trauriger ist nur noch, dass das offenbar noch immer halbwegs funktioniert.
      J.B.O. schaffen es noch immer, mittelgroße Hallen in irgendwelchen Mittelzentren der Provinz zu füllen, und werden noch immer regelmäßig von mittelgroßen Metal-Festivals am Arsch der Heide gebucht.
      In einem Land, in dem Mario Barth Fußballstadien ausverkauft, trifft dieser Fäkal- und Ficki-Ficki-Humor offenbar noch immer den Geschmack einer veritablen Zuhörerschaft.

  • Vor 2 Jahren

    Dieses Album ist so "witzig" dass es traurig ist.

    Ich mag (oder mochte?) J.B.O., denn sie konnten mal ganz gut Metal-Covers machen und hatten auch immer wieder das Talent, lustige Geschichten in ihren Liedern zu erzählen, besonders in ihren Eigenkompositionen.

    Beispiele: "Der Hofnarr", "Song für den uns kein Name eingefallen ist", "Always look on the dark side of life", "Wem nutzt das schon", "Faulheit siegt", "I don't like metal" u.ä.

    Aber es wird jetzt von Album zu Album schlimmer.
    Die Auswahl der Lieder, die man covern möchte, die Eigenkompositionen sowieso, sowie die Umsetzung und die Texte legen in letzter Zeit nahe: Hier wird nicht nur nach dem Konzert, sondern schon beim "komponieren" ordentlich getrunken. Und die Lieder sind nicht mehr wirklich für Musikfans, sondern eigentlich für die Kinder der Musiker gemacht.

    Schade, aber nachdem ich dem Konzept J.B.O. noch lange die Stange gehalten habe, ist es jetzt auch mir endgültig peinlich, die vor anderen Leuten laufen zu lassen.

  • Vor 2 Jahren

    Trauer und Entsetzen
    Die Geldnot bei JBO scheint extrem zu sein. Die Kritik von Maximilian Schäffer trifft es zu 100%.
    JBO haben so viele geniale Stücke im laufe Ihrer Karriere geschaffen...
    Wenn JBO das nächste mal in Geldnot sind, sei es für eine lebensnotwendige Operation oder Ihr könnt die Miete nicht mehr zahlen, startet bitte einen Fanaufruf und bittet um Hilfe! Ich hätte auf jeden Fall meinen Beitrag geleistet. Aber für dieses schreckliche Machwerk, sollten JBO jeden einzelnen Fan persönlich um Entschuldigung bitten.
    Das wohl schlechteste Album welches ich in 54 Jahren jemals gehört habe. So nun muss ich nochmal Kotzen gehen.