laut.de-Kritik
Der Titel passt wie die Faust aufs Auge.
Review von Giuliano BenassiFür einen, der eigentlich den Ruf hat, in einem Trailer am Rande der Wüste zu leben, ist J.J. Cale in den vergangenen Jahren ziemlich viel herumgekommen. Zumindest lassen dies die Titel seiner Alben vermuten: "To Tulsa And Back" (2004), "Road To Escondido" (2006) und nun "Roll On". Klar, die Entfernungen sind nicht groß, vermitteln aber Bewegung. Und für einen, der seine Platten gewöhnlich im Alleingang im Homestudio aufnimmt, ist das bemerkenswert.
Der Opener wartet gleich mit einer Überraschung auf: jazzige Klänge. "Jedes Mal, wenn ich in der Badewanne singe, dann meist so eine Art Scat", erklärt Cale. Mit Kontrabass, Klavier und einem geshuffelten Schlagzeug kommt eine verrauchte Stimmung auf, die eher nach Louisiana als nach Kalifornien klingt. Was auch für das darauf folgende "Former Me" gilt.
Doch bekanntlich ain't there no place like home, weshalb der Ausflug nach zwei Stücken schon so gut wie beendet ist: Den Rest des Albums prägt Cales altbekannter Tulsa-Sound – eine dichte, gitarrenbetonte und groovige Mischung, in der die Stimme eher die Rolle eines Instruments als die eines Erzählers einnimmt.
Zwar kommt in "Where The Sun Don't Shine" ein gesampeltes Keyboard zum Einsatz, doch "Down To Memphis" hätte sich genauso gut auf "Road To Escondido" an der Seite Eric Claptons finden können.
Fast scheint es, als habe Cale übrig gebliebenes Material der letzten Jahre aufgearbeitet - ein roter Faden fehlt. "Strange Ways" sticht durch eine gezupfte Mandoline hervor, "Fonda-Lina" kommt angefunkt, fast poppig, daher, "Leaving In The Morning" ist eine nette Akustikballade. Das durch einen riesigen Sticker auf dem Cover angepriesene "Roll On", das einzige Stück mit einer richtigen Band, hebt sich kaum hervor, da sich der Beitrag Claptons auf ein paar gezupfte Gitarrennoten beschränkt. Herauszuhören ist er jedenfalls nicht.
Für das gut gelaunte Stück gilt dasselbe wie für den Rest des Albums, das einen durchaus passenden Titel trägt: Es rollt vor sich hin. Hochwertig, ohne großen Höhepunkt, aber auch ohne Aussetzer. Angenehm anzuhören, aber nicht so zielgerichtet wie seine beiden Vorgänger.
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