laut.de-Kritik
Standesgemäße Rückkehr der US Power Metal-Tyrannen.
Review von Jürgen LugerthSie gehören seit ihrem Debüt "Ample Destruction" verdientermaßen zu den Säulenheiligen des US-Metal und haben in ihrer doch recht wechselvollen Karriere kein wirklich schlechtes Album abgeliefert. Sehen wir mal von den Platten ab, auf denen nicht der urgewaltige, charismatische Stimmakrobat Harry "The Tyrant" Conklin singt, was unter 'rechtgläubigen' Metallern sowieso ein Unding ist.
Sechs Jahre inklusive vermeintlich finaler Band-Auflösung und (hoffentlich) glücklicher Wiedervereinigung hat es gedauert, bis die Metal-Heroen Jag Panzer ihrem Output "The Scourge Of Light" von 2011 ein weiteres Werk haben folgen lassen. Aber nun ist alles wieder gut. Vor allem, weil gleich beide Signature-Gitarristen der Band, Mark Briody und der zurückgekehrte Joey Tafolla, ihre auf Hochglanz polierten Saiten-Beiträge zum löblichen Stahl-Werk abliefern. Herrlich!
Da geht man doch gerne gleich in die Vollen. Genau wie Jag Panzer, die den Opener "Born On The Flame" vom Start weg mit den für sie typischen, hoch melodischen Doppel-Leads ausstatten. Leider ballert und knüppelt Drummer Rikard Stjernquis das Stück von vorne bis hinten mit der Double-Bass und geschätzten vier Armen dermaßen zu, dass einem schier der Schädel wegfliegt. Was hat denn der gefressen?
Beim tollen "Far Beyond All Fear" auf Platz zwei gibt sich dieser Übereifer zwar ein wenig und das Drumming wird etwas filigraner, aber grundsätzlich ist das Schlagzeug auf der gesamten Platte etwas zu dominant. Bei einer Band, die so sehr von abwechslungsreicher Gitarren-Arbeit, großen Harmonien und Melodien und einer majestätischen Stimme lebt, ist das eher überflüssig.
Erfreulicherweise beginnt das Titelstück erstmal beschaulich mit Spieluhr und Streichern, bevor es sich mit Pomp und Pathos mächtig in die Höhe schwingt. Der Tyrant gibt dabei stimmlich mal wieder alles. Ganz groß das bedrohliche "Black List", mittelalterlich irish folkig "Foggy Dew", fast schon heroisch überladen der Chorus im Dreieinhalbminüter "Divine Intervention". Aber Jag Panzer dürfen das und die Gitarren sind einfach göttlich. Oh purer Wohlklang und Dramatik!
Auch der Schmachtfetzen "Long Awaited Kiss" ist durchaus gelungen, der geht direkt ans stählernde Herz. Nur sollte man so etwas am Ende nicht ausblenden, schon gar nicht mitten im Gitarren-Solo. Sachen gibts! Egal, "Salacious Behaviour" sprintet tapfer voran, "Fire Of Our Spirits" rumpelt ebenbürtig hinterher und am Ende klopft das unerbittlich marschierende "Dare" noch den letzten Putz von den Wänden. Was für ein Gemetzel!
Trotz ein paar Abzügen in der B-Note liefern Jag Panzer mal wieder das volle Programm. Stoff für den Monumentalfilm in deinem Kopf. Der amtliche Kampfschrei für die tägliche Schlacht ums Überleben. Diese Tyrannei lass ich mir (immer wieder) gerne gefallen. Ich hoffe, meine Nachbarn sehen das ebenso, haha. Die hören das alles mit.
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