laut.de-Kritik
Zurück zu den bodenständig-rauen Anfängen.
Review von Leonie SchollMit gerade mal 30 Jahren hat der umtriebige Jake Bugg aus Nottingham bereits sechs Studioalben veröffentlicht – und das neueste, "A Modern Day Distraction", fühlt sich an wie eine Rückkehr zu seiner rebellischen Anfangszeit. Das Album bringt die rohe Energie zurück, die ihn mit seinem Debütalbum "Jake Bugg" im Jahr 2013 über Nacht zum Star der Indie-Folk-Rock-Szene machte.
Gleich mit dem Opener "Zombieland" macht er klar, dass er diesmal nicht in nostalgischen Gefühlen versinkt. Der Song treibt kraftvoll und direkt voran und verhandelt in Zeilen wie "Round and round it goes again / every day just looks the same" das Thema Alltagstrott und das Gefühl, in Routinen festzustecken. Doch wie so oft gibt Bugg sich damit nicht zufrieden. Schon im dritten Track "Breakout" ruft er zum Aufbruch auf: "Nothing's gonna change, if you’re waiting to be saved." Eine deutliche Botschaft – vielleicht sogar an sich selbst – nicht länger zu warten, sondern die Veränderung selbst in die Hand zu nehmen.
Musikalisch bringt der Brite dabei eine Mischung mit, die seine Fans wiedererkennen dürften: ein bisschen Country in "I Wrote The Book", dazu einen Hauch Beatles-Flair in "Keep on Moving" und ein bisschen Boyband-Charme im eingängigen "All I Needed Was You". Die Songs "Never Said Goodbye" und "Got To Get You Go" markieren mit bittersüßem, melancholischem Klang die emotionalen Höhepunkte des Albums.
Hier zeigt sich Buggs Talent, auch die stillen, nachdenklichen Momente festzuhalten und ihnen eine besondere Tiefe zu verleihen. Die Melodien sind zurückhaltend, fast verletzlich und die Texte wirken wie das Aufarbeiten persönlicher Verluste und Abschiede. "Goodbye, baby, goodbye – we had a hell of a ride, but I've got to let you go". Ein bittersüßes Resümee einer Beziehung, die intensiv war, aber nicht von Dauer sein konnte. Nach ein paar Alben, die sich weniger kraftvoll anfühlten, scheint Jake Bugg wieder zu seiner ursprünglichen, rauen Inspiration zurückgefunden zu haben. "A Modern Day Distraction" klingt wie eine Wiederentdeckung dessen, was ihn als Musiker antreibt – ehrlich, bodenständig und voller Energie.
1 Kommentar
Es ist gar nicht der Opener, der mir so gefällt. Aber sonst hat das Album noch so viel zu bieten, das es sich lohnt zu hören!
Es ist genau das, was das erste Album so gut gemacht hat. Klingt alles nach Retro, klar, aber macht nix.
Anspieltipps: Vor allem "All Kinds Of People" und "Keep On Moving"