laut.de-Kritik
James Blunt schreibt immer noch bessere Tweets als Songs.
Review von Stefan Mertlik"If you thought 2016 was bad - I'm releasing an album in 2017", schrieb James Blunt vor drei Jahren auf Twitter. Dass der sympathische Brite Humor besitzt, würden auch seine größten Hasser nicht bestreiten. Das hilft aber nichts. Auch auf seinem sechsten Studioalbum "Once Upon A Mind" nervt der 45-Jährige mit unerträglichen Power-Balladen und Uptempo-Pop-Nummer, die aus einem durchgängigen Ohrwurm bestehen.
James Blunt hat noch nie gerockt. Nun kann er sich nicht einmal mehr als Singer/Songwriter mit einer Akustikgitarre rühmen, die so schwer wie sein Herz wiegt. Blunt setzt in Stücken wie "The Truth" und "Cold" lieber auf computergestützte Drum-Patterns und mehrstimmige Kehrverse. Das klingt nicht nur eingängig, mit Ibiza-Rhythmen wagt er sich sogar ans Feiervolk, das den Bierkrug in die Luft recken und mitgrölen darf.
"We can be the champions, we can own the night", singt Blunt in "Champions". "Once Upon A Mind" lädt mit simplen Texten ein statt aus und wirkt dabei wie die angestrengt beworbene Party, auf die niemand gehen will. Der Vergleich hinkt allerdings, da am Ende zwar niemand zugibt, Fan zu sein, die Platte aber sicherlich mit Gold- und Platinauszeichnungen überschüttet werden wird.
In Breaks, in denen die Hörer rhythmisch mitgeklatschen sollen, ersetzen Claps die Snare-Drums. So begreift auch die letzte verwirrte Seele, was James Blunt vermitteln will: große Gefühle für das emotional abgestumpfte Mainstream-Publikum. Furchtbar schmalzig, aber auch nahbar – "Once Upon A Mind" klingt, als wären Bon Jovi von Rotwein auf Dosenbier umgestiegen.
Pianoballaden wie "Monsters" treiben die Gefühle mit Peitsche und großen Worten auf den Zenit. "Once Upon A Mind" dreht sich trotzdem nicht nur um die Liebe. "I'm not your son, you're not my father / We're just two grown men saying goodbye / No need to forgive, no need to forget / I know your mistakes and you know mine", singt er an seinen Erzeuger gerichtet. Ein Moment, der tatsächlich zündet. Blunts Vater leidet an einer chronischen Nierenerkrankung und wartet noch immer auf eine Spenderniere. Real as it gets.
James Blunt scheint ein cooler Typ zu sein. "Once Upon A Mind" plätschert dennoch vor sich hin und will, was am schlimmsten ist, niemandem wehtun. Die Musik hat sich seit "Back To Bedlam" von 2004 nicht weiterentwickelt. Blunt pfeift auf künstlerischen Anspruch und setzt zum x-ten Mal auf austauschbaren Kitschpop, der in Kaufhäusern und Supermärkten vor sich hin dudeln wird. Musik, die zum Zustand unserer Welt passt.
3 Kommentare mit einer Antwort
Der Blunt am Wochenende war besser.
Bei dem Cover werd ich janz nass.
karin, du geiles stück vieh, ick will auf dir druff
Ich find cold ganz gut. Blunt ist eben Blunt.