laut.de-Kritik
Neues aus der Broken Social Scene-Posse.
Review von Jasmin LützJason Collett bewies seine künstlerischen Fähigkeiten bereits im kanadischen Musiker-Kollektiv Broken Social Scene, das mit seiner Platte "You Forgot It In People" aus dem Jahre 2002 vor allem in Kanada einige Preise einheimste.
"Here's To Being Here" ist sein drittes, von Howie Beck produziertes Album und auch hier zeigt er seine Stärken im Singer-Songwriter-Segment. Fröhlicher Folk-Pop, der auch gerne mal melancholisch klingen darf. Dazu lädt sich der Kanadier Gäste ein, neben Kevin Drew ist auch sein alter Kumpel Andrew Whiteman dabei ("Charlyn, Angel Of Kensington"), den man sowohl von BSS her kennt, als auch von seiner Solistenshow Apostle Of Hustle
In "Henry's Song" erreicht Jason schon fast die Höhenlage von Travis-Sänger Fran Healy. Würde man das Gitarrensolo am Ende weg schneiden, wäre es eine perfekte Songperle. Mit dabei ist hier auch Tony Scherr, der sonst mit Norah Jones oder John Scofield zusammenarbeitet.
Colletts Vorliebe für Songwriter-Größen der 60er und 70er Jahre verbirgt er keineswegs. Einmal erscheinen uns David Bowie ("Not Over You") und Bryan Ferry ("Somehow"), mal ist es Bob Dylan ("Through The Night These Days"). Eine gelungene Mischung, die man sofort für den nächsten Wochenend-Trip einpackt, wenn der Jahrhundertregen irgendwann aufhört.
Neben den deutlichen Einflüssen ist es Colletts charmante Art, die das poetisch klingende "Here's To Being Here" zu etwas Besonderem macht. Schon Broken Social Scene konnten solch tolle Popstücke kreieren. Das damalige Motto der Torontoer Independent-Szene lautete schließlich: "Die Hässlichkeit des Alltags durchbrechen, indem man etwas Schönes und Zeitloses erschafft."
Zwischen romantischem Banjo und fiepsender Distortion testet Collett auf "Here's To Being Here" verschiedene Stimmungen. Die tragischen Momente durchbricht immer wieder ein gut gelaunter Shalala-Backgroundgesang diverser Gäste. So hört man in "Out Of Time" etwa Liam O'Neil von den Stills.
Und für den "No Redemption Song" stellt ihr euch jetzt bitte den schönsten Sonnenuntergang vor, den ihr jemals gesehen habt. Alleine oder besser zu zweit genießt man dann die Ruhe und Vertrautheit der unendlichen Prärie, okay, ersatzweise geht auch ein Strand mit Blick aufs offene Meer. Hauptsache: Weit und breit ist keine Menschenseele. Nun spielt der Liebste nur für dich auf seinem Banjo. Wunderschön.
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