laut.de-Kritik

Retrofit: mal in Rimini 1984, mal in Chicago 1989.

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Als der Name Jay Shepheard vor etwas mehr als fünf Jahren zum ersten Mal die Runde macht, war das Hallo groß, zumindest bei uns DJ-Kumpels. Die Gründe dafür sind schnell aufgezählt: Die Tracks seiner Debütmaxi "Romance Gdansk" hatten alle einen extrem sexy House-Groove. Darüber legten sich Drumsounds, die auch schon zur Hochzeit von Italo-Disco so geklungen hätten, in den Sounds wurde auch der Beginn ernsthafter europäischer Clubmusik (Acid) beschworen. Jetzt, also mehr als 15 Maxireleases später, veröffentlicht der Brite mit "Home & Garden" den ersten Longplayer.

Inzwischen darf sich Jay stolzer Besitzer eines eigenen Labels nennen. Zwar veröffentlicht er noch hin und wieder auf Compost, Dirt Crew Recordings oder Buzzin Fly, so wie etwa kürzlich die jüngste Maxi "One Hundred In One", die bei seinen Münchner Entdeckern in deren Black Label-Serie erschien. Seine neue Homebase ist jedoch ganz unbestritten der eigene Retrofit Imprint. Für diesen trug er nun elf Tracks zusammen.

Eher gemütlich und durchaus auch erdig, damit ist die Stimmungslage auf Jay Shepheards Debüt eigentlich ganz passend umschrieben. Wie schon aus seinen Maxireleases leicht herauszuhören, bildet Italo-Disco auch 2013 einen wichtigen Anküpfungspunkt für den Londoner Produzenten. Auf "Home & Garden" klingen immer wieder deutliche Italo-Anleihen an, sei es gleich zu Beginn auf "Orbis Tertius" oder kurz danach dann bei "Here Comes".

Überhaupt sind die 80er für Jay Shepheard ein musikalisches Jahrzehnt, auf das er bei der Suche nach Inspirationsquellen gerne rekurriert. "Signs" kommt als Neuinterpretation von Kraftwerks "Computerwelt" daher, freilich etwas verfremdet und mit deutlich mehr Wumms im Bass als beim Original. Der Ursprung des Tracks lässt sich dennoch ohne viel Mühe identifizieren.

Bei Shepheard klingt das jedoch nicht einfach retro, selbst wenn dies der Name seines Labels vermuten lässt, sondern durchaus eigenständig und modern. Entscheidenden Anteil daran haben seine Fähigkeiten als Produzent. Er versteht es, seine Sounds zu historisieren und mal ins Rimini des Jahres 1984, mal ins Chicago des Jahres 1989, zurück zu versetzen.

Die raumgreifende Fülle seiner Grooves und die akkurate Sequencer-Arbeit lassen aber keinen Zweifel an der Entstehungszeit von "Home & Garden" aufkommen: Retrofit eben. Genau das macht Jay Shepheards Charme aus und sichert ihm auch mit seiner neuesten Veröffentlichung einen Platz im DJ-Koffer.

Trackliste

  1. 1. Forty Eight Stacy
  2. 2. Orbis Tertius
  3. 3. Climbing Faces
  4. 4. Here Comes
  5. 5. Up Denali
  6. 6. Signs
  7. 7. Zippin’
  8. 8. Beauty Sleeper
  9. 9. Type 1A
  10. 10. Be Dangerous
  11. 11. Two Much Love

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