laut.de-Kritik
Die neue Hoffnung des Tokio Hotel-Produzenten.
Review von Artur SchulzFür ihr Debütalbum wartet Jenniffer Kae mit einer erfahrenen Produzenten-Riege auf: Peter Hoffmann, der bereits für den Mega-Erfolg von Tokio Hotel verantwortlich zeichnete, arbeitete für "Faithfully" eng mit den Briten Steve Crisanthou und John Beck (u. a. Michael Bolton und Tasmin Archer) zusammen.
Die erste Single-Auskopplung "Little White Lies" gibt in großen Zügen bereits die musikalische Alben-Gesamtausrichtung vor: An Motown-Sounds angelehnter Soul, veredelt und kombiniert mit Anleihen an allerlei Pop-Elemente vergangener Jahrzehnte. "Coffee Cup" flirtet stark - und erfolgreich - mit beschwingtem Sixties-Pop und gefällt durch seine unangestrengte, sommerlich leichte Inszenierung. Groovend und mit stärkerem Black Music-Anstrich versehen zeigt sich "Trouble". Das "Girl Back On Earth" wandelt auf hauchzarten Balladen-Pfaden, ebenso wie "1000 Miles Per Hour".
Stimmlich bietet Jenniffer auf ihrem Debüt eine eindrucksvolle Leistung. Ihre Gesangstechnik zeigt sich vielseitig und variabel: Mal soulig-erdig, und mit Blues-Akzenten versehen, hat sie dennoch keine Probleme, für die langsameren Titel eine betörende Samtigkeit ins Spiel zu bringen.
In Sachen Tempo verbleibt das Gros der 14 Tracks im ausgewogenen Midtempo-Bereich, abgesehen von einigen eingestreuten Ausreißern in Sachen Groove und natürlich den ausgesprochenen Balladen. Öfters dezent eingesetzte, soulige und gospelige Background-Chöre passen sich den Song-Klangfarben bestens an.
"All I Need To Know" bedeutet eine weitere gelungene Song-Fingerübung mit kräftigem Soul in der Stimme, unterlegt von effektiven Beats. "Ebb And Low" zählt zu den besonders geglückten Titeln. Der Mix aus Einleitung, gekonnten Spannungsbögen und starkem Refrain machen den Titel so zu einem einzigen großen Popsoul-Vergnügen. "Education" fährt wieder stärker auf der Motown-Schiene, diesmal ausgerüstet mit einer schwellenden Orgel. Streicher- und chorumsäumt gibt Jenniffer auf "You" den verhaltenen Ausklang zu ihrem Debüt.
Wer befürchtet, Produzent Hoffmann würde mit einem inzwischen 20-jährigen Talent und seiner bisherigen Erfahrung erneut auf den sehr jungen Hörer-Markt schielen, sieht sich mit der Arbeit an "Faithfully" angenehm enttäuscht. Von der gesamten Konzeption und Ausführung richtet sich das Album von vornherein an ein gänzlich anderes, auch reiferes Publikum. Jenniffer Kae, die selbst textet und fest in die Kompositions-Arbeit mitintegriert ist, erweist sich als versierte und äußerst glaubwürdige Interpretin - und Kennerin - schwarzer Musikstile.
In Sachen Produktion hätte manch Titel ein wenig rauere Attitüde und mehr "erdiger Dreck" in der Ausführung gewiss gut zu Gesicht gestanden. Dennoch ist "Faithfully" kein aalglattes Hochglanzprodukt - davor bewahren die stets behutsame Vorgehensweise in Sachen Einspielung / Endabmischung und die persönliche Klasse der Sängerin.
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