laut.de-Kritik
Am Ende bleibt ein Burger eben ein Burger.
Review von Eberhard DoblerDie achtziger Jahre, Dance-Pop, Black Music-Beats, eine Prise Club und Balladen, bei denen die Stimme vorgeführt wird: So bzw. mit je nach Fähigkeiten unterschiedlichen Schwerpunkten sieht gewöhnlich die Strategie aus, mit der schöne, blonde Mädchen im Musicbiz durchstarten. Die Hüften dürfen natürlich auch nicht lügen - sonst ist die Party schnell vorbei.
In dieser Liga spielt Jessica Simpson (O-Ton: "Meine Seele und mein Glaube machen mich sexy, nicht mein Aussehen") erfolgreich mit. Und natürlich sieht sie, die an den meisten Songs mitgeschrieben hat, umwerfend aus: Fast wie einst Bo Derek blickt sie uns erotisierend und feenhaft in Licht getaucht vom Cover herab an. Hier kauft das Auge mit, keine Frage. Denn neben der Fotostrecke im Booklet gibts noch den Clip zur Single "A Public Affair" dazu.
Was den Sound des vierten Albums angeht: musikalisch irrelevant - man traut sich ja kaum mehr, die beiden so oft bemühten Wörter zu tippen. Denn trotz relativer Stilbandbreite und, das muss man konstatieren, Jessicas gutem Gesang funktioniert die Musik allein im glitzernd-gefälligen Mainstream-Format. Sie bleibt austauschbar. Bestes Beispiel dafür: "Fired Up". Ohne Tablas und orientalisch sexy angehauchtes Ambiente geht im Bereich Mädchen und Dance-Pop/R'n'B derzeit eben nix. Klar, jeder hat sein bevorzugtes Fast Food-Lokal, aber am Ende bleibt Burger eben Burger.
Und so flutscht die Platte zum einen Ohr rein und zum anderen raus. Besagte unschuldige Single, das diskotaugliche "If You Were Mine" oder der Poprock von "Walkin' 'Round in A Circle" passen zur 26-Jährigen dabei am Besten. Auch wenn sie sich problemlos durch Black Music-mäßige Nummern wie "Swing With Me" oder "I Don't Want To Care" seufzt. Eine Komposition nach Lehrbuch wurde aus der Ballade "Back To You". Hier oder beim spärlich instrumentierten "Let Him Fly" wird deutlich, dass Simpson über eine geschulte Stimme verfügt.
Eine Stimme, die die Produzenten (die u.a. für Nelly Furtado oder Shakira arbeiteten) perfekt in den Sound einbetten. Witzig klingt das schon bekannte Nancy Sinatra-Cover "These Boots Are Made For Walking" (mit Willie Nelson), das zwischen Country und Black Music-Beat schwankt. Irritierend dagegen Dead Or Alives - ja, richtig gelesen - "Spin Me Right Round (Like A Record)". Der Track bleibt nah am 80er-Original - natürlich glattgebügelter.
Überhaupt haben es der Sängerin die 80er angetan. Der Beat von "B.O.Y." klingt doch tatsächlich ein wenig nach Cameos Hit "Word Up". Und bei dem Jahrzehnt fällt einem halt auch Kylie Minogue ein. Stand Jessica zu Beginn der Karriere Britney nahe, möchte sie heute wohl irgendwo zwischen Kylie, Shakira und Chanteusen à la Fergie einsortiert werden.
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