laut.de-Kritik
Eine neue Mitbewohnerin in der Freak-Lady-WG.
Review von Kai ButterweckDer Käfig voller Närrinnen platzt so langsam aber sicher aus allen Nähten. Viel Platz dürfte jedenfalls nicht mehr sein in der Freak-WG von Lady Gaga, Natalia Kills und Co. angesichts der Masse an überdimensionalen Plateau-Boots, Schminkkoffern und Perückenhaltern. Ohne Hang zur Klaustrophobie gesellt sich nun die nächste dazu, denn der erste optische Eindruck, den Neuankömmling Jessie J hinterlässt, passt wunderbar in das momentan so gehypte Girls-From-Outta-Space-Genre.
Die 'alten' Häschen im Business sollten sich gleichwohl vorsehen, denn was Jessie J musikalisch auf ihrem Debüt bietet, dürfte die interne Rangordnung kräftig durcheinander würfeln. Im Gegensatz zu ihren illustren Kontrahentinnen wird die junge Britin nicht nur von einer stetig wachsenden Fanschar verehrt, sondern genießt auch massenhaft Schulterklopfen seitens der internationalen Presse.
Ob ihr Sound die ersten Ergüsse von Mona oder auch The Naked And Famous in den Schatten stellt, sei an dieser Stelle dahingestellt. Dennoch knackte Jesse J die BBC und landete auf der "Soundlist 2011" an erster Stelle. Auch den Kritiker-Preis bei den Brit Awards kriegt man nicht nur für schöne Schminke.
Überzeugt hat sie die vermeintlichen Reich-Ranickis der Musikwelt weniger mit ihrem extravaganten Outfit, sondern vielmehr mit einer außergewöhnlichen Stimme und dem seltenen Talent, neben dem Singen auch noch gut rappen zu können.
Dieser Mix trennt die Spreu vom Weizen und garantiert auf "Who You Are" das nötige Quäntchen an Innovation und Vielfalt, das man bei anderen Damen vergeblich sucht. Die dreizehn Songs, die bereits 2010 in England und Amerika für Aufsehen sorgten, bieten auch musikalisch mehr als nur aufgepeppte Beats und spacige Synthies.
Neben traditioneller Dance-Instrumentierung frischt Jessie J ihre Darbietungen punktuell mit Pianoklängen und Gitarren auf, so dass der typisch klinische Einheits-Pop -Sound relativ selten durchbricht. Songs wie "Price Tag", "Do It Like A Dude" oder auch "Nobody's Perfect" dürften jede Tanzfläche zum Kochen bringen - ohne dass die Hüfteschwinge primär durch Beats angeregt würden.
Kantige Raps in Verbindung mit fulminanter Gesangsstimme, die besonders in den Refrains opulent zum Tragen kommt, sorgen hier schon allein für das unkontrollierbare Verlangen nach Bewegung. Und so sorgen gerade die Songs für die eigentlichen Höhepunkte, in denen Jessie J die Instrumentierung gen Null fährt und nur noch ihre Stimmgewalt im Fokus steht.
Spätestens mit balladesken Stücken wie "Big White Room", "Casuality Of Love" oder dem intensiven "Who You Are" zum Abschluss läuft sie besagten Lady-Pop-Kolleginnen den Rang ab und darf bis auf Weiteres das schönste und größte Zimmer in der WG beziehen.
51 Kommentare
naja finds ´n bisschen überbewertet, besonders bei songs wie "do it like a dude" 3/5
Dieses Price Tag geht mir übel auf den Sack...das ist ja wohl ganz klar klinischer Einheits-Pop...0815er gehts nicht.
Alles was ich bisher von dieser Frau gehört habe, sagt mir, dass die Zippe dermaßen overhyped ist, ich mein "do it like a dude"...
Ich bin erstaunt das ich es mag! die hälfte des Albums höre ich tatsächlich gern - ...
ich finde jessie j cool und genauso das album
dieser Krampf, 4 Sterne?!?! Wo zum Teufel sind die guten Raps?? In Price Tag ok, wegen B.O.B. und sonst??? Und vor allem diese möchtegern Provokante Art, Geld ist nicht so wichtig usw, warum kostet der Mist soviel?? Und Do it like a dude schlägt dem Fass den Boden aus...
Kalkül in jeder Ecke und dann noch standard Piano und Standard ich bin eine coole rockerin gitarren....