laut.de-Kritik
AC/DC-Ausdünstung und Gelegenheitshymnen.
Review von Jasmin Lütz"They never come back!" So heißt es in Boxerkreisen, wie mein lieber Kollege Kraus bereits 2003 in dieser Besprechung treffend bemerkte. "Freu dich bloß nicht zu früh", heißt es im Schlagerbusiness und damit setzen die Australier Jet erneut Fuß im begehrten Rockzirkus. Mit "Are You Gonna Be My Girl" sorgten sie 2003 nicht nur am Indie-Stammtisch für mächtigen Wirbel. Die Single war tatsächlich eine echt deftige Rock'n'Roll Maschine, die aber spätestens nach einem halben Jahr Dauerrotation mächtig Rost ansetzte.
Schon damals präsentierten sich die Brüder Nic und Chris, Cameron und Mark mit ihrem Debüt "Get Born" selbstsicher und borgten sich allerlei musikalische Standards aus ihrer Lieblingsplattenkiste.
Beatleske Popmelodien trafen da auf fetzige Rockgitarren, wie einst auf dem Highway von AC/DC. Drei Jahre später steht nun "Shine On" im Scheinwerferlicht und die Erwartungen von Fans und Presse sind natürlich, wie bei jeder Zweitveröffentlichung, groß.
Jet allerdings zeigten sich schon vor der öffentlichen Publikumsreaktionen fest davon überzeugt, mit dieser Platte einen neuen Sound erfunden zu haben. Ihr Liedgut soll sich, mit sämtlichen Strukturen und Ausdrucksstärke, um einiges verbessert haben. Sogar von Spontaneität ist da die Rede?! Schön, dass unter der Schaffenspause das Ego einer Band nicht sonderlich gelitten zu haben scheint. Die Jungs glauben an sich und ihre Kreativität. Aber in welchem Song hört man bitte die eigens, neu erfundene Melodie? In den noch englischer klingenden Gelegenheitshymnen, wie zum Beispiel im Titelsong "Shine On", was natürlich nur noch ein Mr. Gallagher rotziger ins Mikro säuseln könnte? Oder doch eher in den temporeichen Rocksausen, die immer noch stark nach Stones-Zunge und AC/DC-Ausdünstung riechen?
Die Single "Put Your Money Where Your Mouth Is" klingt anfangs noch nach Neuorientierung, entpuppt sich aber schnell als gängige Jet-Einlage. Die Balladen haben es dem Kollektiv aus Down Under mächtig angetan. Da wird geschmust ("Kings Horses") und gefummelt ("Eleanor"). Der Opener "L'espirit D'escalier" langweilt dagegen schon zu Beginn und landet mit "Holiday" im Müngersdorfer Stadion. Im Übrigen wären Guns 'n Roses die ideale Supportband für Jet! Alles in allem ist "Shine On" nicht wirklich schlimm. Wir schreiben doch alle gerne und oft irgendwo ab. Den Rock'n'Roll erfindet wohl keiner mehr neu, aber ein wenig Eigencharme macht die Sache immer interessanter.
1 Kommentar
die review stimmt...aber spass machen tut´s trotz der hohen ausleih-quote bei historischen vorbildern...