laut.de-Kritik
Introvertiertes Bombastwerk des Finnen
Review von Daniel StraubFinnland ist ein kaltes Land. Im Winter ist es immer dunkel und man getraut sich nicht, auch nur einen Fuß vor die Türe zu setzen. Im Sommer geht die Sonne niemals unter und jedermann ist draußen unterwegs. Ein Land der Extreme. Wie das Land, so die Leute. Jimi Tenor, kalkulierender Exzentriker mit einer Leidenschaft für Glamour, liebt die Extreme seit jeher. Einst zog er durch Finnland und erschreckte seine Landsleute mit wüsten Geräuschorgien, bevor er den Groove entdeckte.
Nun hat Jimi Tenor mit "Out Of Nowhere" seinen inzwischen fünften Longplayer veröffentlicht und präsentiert sich unerwartet introvertiert. Schwer zugänglich gibt sich der blonde Finne, auch auf "Out Of Nowhere" vergnügt sich Tenor als Grenzgänger zwischen den Genres. Schnell wurde Respektlosigkeit bei der Komposition zu seinem Markenzeichen. Mit "Out Of Nowhere" versucht Tenor dort wieder anzusetzen, wo er auf "Organism" aufgehört hatte. Mit geringer Überzeugungskraft allerdings.
Natürlich findet sich auf "Out Of Nowhere" eine wilde Mischung aus abgedrehtem 70er Glamoursound, übertrieben souligen Vocals, kitschigen Streicherpassagen und groovigen Basslines. "Hypnotic Drugstore" ist ein solcher Song. Das ist aber nur der kleinste Teil des neuen Albums. Über weite Passagen dominieren pseudopompöse Orchesterattacken à la Wagner oder Orff und lassen Tenor in seinen eigenen, kaum zugänglichen Musikkosmos entschweben. Schade nur, dass sich diese Welt von Jimi Tenor wenig inspiriert zeigt. So stampft "Blood On Borscht" dahin, als würden die slowenischen Bombastmusiker von Laibach an den Instrumenten stehen.
Über weite Strecken klingt "Out Of Nowhere", als habe sich Jimi Tenor zu sehr auf seinen Film eingefahren. Von der köstlichen Selbstironie früherer Tage ist nichts mehr übrig geblieben. Schade.
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