laut.de-Kritik
Soul-Funk-Handwerk auf hohem Niveau.
Review von Kai KoppIm Westen nichts Neues! Vor 20 Jahren kürte die amerikanische Sängerin Jocelyn B. Smith das damalige West-Berlin zu ihrer Wahlheimat. Seither ist sie ein fester Bestandteil der deutschen Soul-Funk-Jazz-Szene.
Ihre angestammte Berliner Band erweitert sie für "Phenomenal Woman" um zwei berühmte Namen. Der singende und Flügelhorn blasende Till Brönner unterstützt sie auf Bonnie Raitts "I Can't Make You Love Me". Der ebenfalls wahldeutsche Saxophonist Tony Lakatos bläst für Curtis Mayfields "Move On Up" in sein goldenes Jazz-Horn.
Nützen tut es indes nichts. Lediglich solides Soul-Funk-Handwerk auf hohem Niveau präsentieren die Mannen um die "Phenomenal Woman". Mal mit einem deutlichen Schielen in Richtung Rock ("Peace"), mal mit ausufernden und klischeebeladenen Solo-Ausflügen ("Move On Up"). Immer aber mit dem in den 80ern zu Genüge abgenudelten Funk-Gebläse. Dazu gesellt sich etwas Blues, etwas Gospel und viel Maceo Parker-Session-Flair.
Die Hörgeschmeidigkeit des Songs scheitert dabei allzu oft am Dilemma der Beliebigkeit. So hindernislos die Refrains beim ersten Hören mitgeträllert werden können, so schnell verabschieden sie sich auch wieder aus dem Gedächtnis. Auch nach mehrmaligem Hören kickt fast keiner der Songs meine Hirnwindungen in Richtung Erinnerung. Rühmliche Ausnahme bleibt der Opener "If I Could Be The One".
Weil Jocelyn B. Smith nicht die Eine ist, die das Jazz-Funk-Soul-Feuer in neue Dimensionen tragen will, kontert sie selbstbewusst: "Ich habe Erfolg, weil ich mir den Luxus leisten kann, mein eigenes Album zu machen, mit genau den Songs, die ich mag".
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