laut.de-Kritik
Breakbeats für die Mieze des Chili Peppers-Gitarristen.
Review von Stefan MertlikMaya wich John Frusciante 15 Jahre lang nicht von der Seite. Nun ist dieser wichtige Wegbegleiter im Leben des Chili Peppers-Gitarristen tot. "Sie liebte Musik", schreibt der New Yorker auf seiner Bandcamp-Seite. Deshalb widme er ihr sein elftes Studioalbum. Maya war John Frusciantes Katze.
Unangenehme Texte über die Liebe zum Haustier muss niemand befürchten. Frusciante schlägt in die gleiche Kerbe wie mit seinem Soloprojekt Trickfinger und setzt komplett auf Instrumentalmusik. Doch statt EDM und Acid House frönt er Breakbeats, zu denen B-Girls und B-Boys Pirouetten schlagen werden. Auf Gitarren verzichtet er dabei komplett.
"Give me a motherfucking breakbeat", fordert ein Vocalsample im Opener "Brand E". Was folgt ist genau das: Schnörkellose Tanzmusik, die auch im Abspann von "Style Wars" laufen könnte. Doch "Brand E" zeigt, dass Frusciante mit seinem Ansatz nicht nur auf den Dancefloor schielt. Die melancholischen Synthies versprühen emotionale Tiefe in einem Genre, das sich eigentlich durch bewegte Hüften definiert.
Doch auch wenn es Frusciante noch so angestrengt versucht, die Drums stehen im Mittelpunkt. Der Musiker vertuscht es in keiner der 40 Minuten. In "Usbrup Pensul" zerhackt er den Beat, bis kein Muster mehr zu erkennen ist. "Pleasure Explanation" startet mit harten Schlägen, die in der Liedmitte weich wie Kissen werden. Einen dumpfen Filter legt Frusciante auf das Schlagzeug in "Reach Out" und erzeugt so eine entspannt dubbige Atmosphäre.
Ob dezente Piano-Loops, trockene Bässe und einfache Melodien aus dem Synthesizer oder kurze Vocalschipsel – alles, was um die Drums herum passiert, bleibt minimalistisch. Für das musikalisch limitierte Genre klingt die Platte trotzdem wie Mozart. Nischenmusik bleibt es dennoch. Wer "Maya" eine Chance gibt, braucht nicht nur gute Kopfhörer, sondern auch polierte Tanzschuhe.
6 Kommentare mit 10 Antworten
Bis auf „Brand E“ ist es für mich fast unhörbar - dabei würde ich mich durchaus einen Frusciante-Fan nennen.
ob man noch mal etwas wie the empyrean bekommt? hab 1x die platte durch, kann man scho machen, aber verpassen würde man auch nichts.
Ist schon enorm gute Genremucke. Allerdings hört dieses Genre kaum eine Sau mehr. Schätze, er wird damit gerechnet haben, daß das keine Zielgruppe hat.
Ich finde es irgendwie cool, dass er sich da so reingesteigert hat. Mittlerweile kann man das Zeug auch echt hören, seine ersten Gehversuche waren amateurhaft. Freue mich für ihn, dass er nen neuen Zugang zum Musikmachen gefunden hat. Rückblickend wirkt "The Empyrean" fast wie ein Abschiedsalbum.
Definitiv. Man hört jede Sekunde, wie viel er seit "PBX Funicular Intaglio Zone" (oder so ähnlich) gelernt hat. Sehr schade, daß man sein Songwriting, seine Gitarre und die Vocals vorläufig nicht mehr solo zu hören bekommt. Sein Genie wird bei den Peppers immer etwas behindert.
Naja, ich fand ja "To Record Only Water for Ten Days" und "Shadows Collide with People" z.B. schon ziemlich nice.
Dieser Kommentar wurde vor 4 Jahren durch den Autor entfernt.
Das mit dem „amateurhaft“ bezog sich wohl auf die elektronischen Sachen, die nach The Empyrean kamen, würde ich vermuten.
Bei Gitarre und Gesang macht ihm ja keiner so schnell etwas vor.
Ja. Aber da hat er eben auch erst lernen müssen, wie das alles funktioniert. Seine ganz frühen Elektronikspielereien hatten ja noch mehr diesen DIY-Charme, man denke an die Beats auf "To record only water for ten days". Finde es spannend, dass er mittlerweile so weit weg von diesem Low-Fi-Ansatz ist.
Andererseits weiß man nie, ob er nicht doch noch irgendwann wieder ein Gitarrenalbum raushaut. Oder ein Klavierwerk.
... oder einfach ein Gebäude in die Luft sprengt und es als Album aufnimmt...
Hier wird ja ordentlich abgespritzt.
Jo MannIN: Fett Beats und stabile Hooks oder?
Scheuklappi bitte wieder verdufti verdufti, hm? Danke.
Also ich finde die ganzen ersten Sachen von JF ziemlich gelungen. Ist zwar alles nicht perfekt, aber das Handwerk beherrscht er halt. Hat halt alles einen gewissen rauen Charme. Bei den ersten elektronischen Sachen würde ich dann eher das Prädikat „unhörbar“ verwenden. Da merkte man halt schon eher, dass das nicht sein täglich Brot ist. Ist zumindest mein Eindruck.
Höre das grade nochmal. Extrem geiles Album.
Naja, was kennt der Rezensent denn noch so? Gegen Grooverider, Goldie, Photek und deren wichtigste Alben kommt das Album nicht wirklich an, klingt eher amateurhaft, aber hat doch einiges an Kreativität und Inspiration zu bieten.