laut.de-Kritik
Der Pionier des 'White Blues' will es noch mal wissen.
Review von Ulf KubankeWährend Rockstars die ewige Jugend am Hals haben, steht das Alter in Jazz wie Blues medial meist für Reife und Reputation. Kein Wunder also, dass der britische Pionier es kurz nach seinem 80. Geburtstag noch einmal wissen will. Nach fast 50 Alben kommt mit "A Special Life" die erste Studioplatte seit fünf Jahren. Leider sehr routiniert und höchstens gelegentlich inspiriert bietet die Scheibe elf Songs für das beinharte Fanherz.
Mayall gilt neben Alexis Korner als ein Urvater des White Blues. Immerhin verdienten sich Größen wie Peter Green (Fleetwood Mac) oder Eric Clapton in der Zeit vor Cream bei seinen Bluesbreakers wichtige Sporen. Der Engländer ist eine lebende Legende und muss nichts mehr beweisen. Dennoch ist es für den erwartungsfrohen Hörer immer ein wenig schade, wenn der Künstler es anscheinend gar nicht erst versucht. So gibt es auf der aktuellen Platte viel biedere - wenn auch gewohnt geschmackvolle - Hausmannskost und nur wenige packende Höhepunkte.
Der Anfang macht durchaus Laune. "Why Did You Go Last Night" transportiert trotz porentief reiner Instrumente wenigstens eine Spur erdigen Drecks über die gebrüllten Vocals. Danach weicht jede schmutzige Kante der geleckten Sauberkeit in Sound und Arrangement. 08/15-Tracks wie das betulich vor sich hinshufflende "That's All Right" bestimmen einen Großteil des Bildes. Beim komplett öden wie uninteressanten Gegniedel von "Floodin' In California" oder dem Allerweltsboogie "Bigtown Playboy" fragt man sich, was denn wohl in den Altmeister gefahren sei. Und spätestens wenn das für Mayall-Verhältnise schon fast schlagereske "Heartache" ertönt, ist man gewiss: Schön ist das alles nicht!
Auch eine packende Ballade wie etwa seine psychedelisch sensible Variante von "Sensitive Kind" ("A Sense Of Place", 1990) sucht man leider vergebens. Ruhigere Momente wie "Just A Memory" kommen mit dem Hintern nicht so recht aus der Grabbelkiste des Blues.
Das ist alles mehr als schade. Denn der Blues kann auch in seiner traditionellen oldschool Form spannend und höchst lebendig klingen. Wie man sowas macht, bewies unlängst ausgerechnet der Schauspieler und ehemalige Dr. House-Darsteller Hugh Laurie mit seinen ersten beiden hervorragenden Alben, die keine Sekunde so platt wirken wie Mayalls aktuelle CD. Wer das ganz große Gefühl will, ist mit dessen "Let Them Talk" oder "Didn't It Rain" besser bedient als mit diesem Schlafwagenabteil.
1 Kommentar
als alter blues fan kann ich damit leider nich viel anfangen, aber ich glaube er meints ehrlich... von daher, grünes licht und mein siegel!