laut.de-Kritik
Alle Tracks eint ihre Huldigung des Great American Songbooks.
Review von Yan Vogel"Other People's Stuff" trägt die Hürde, sich diesem Werk zu nähern, bereits im Namen. Die meisten Songs brachte John Mellencamp schon auf vorherigen Alben zu Gehör. "Mobile Blue" stammt zum Beispiel vom letztjährigen Album "Sad Clowns & Hillbillies"). Entsprechend polierte man die Mixes etwas auf, glich die Lautstärke an und nuancierte einige Instrumente und Vocals im Vergleich zu den Originalaufnahmen.
Nun muss der Rock'n'Roll Hall Of Famer niemandem mehr etwas beweisen. Was auf den ersten Blick Unverständnis hervorruft, ergibt beim zweiten Hinsehen durchaus Sinn. Alle Tracks eint ihre Huldigung des Great American Songbook. Diese Folk-Bibel diente schon Seeger, Guthrie und Dylan als gern zitierte Vorlage. Gerade in Zeiten, in denen Volkes Stimme in Ressentiments gegenüber Fremden verfällt und mit Ängsten geködert wird, sieht sich Mellencamp in der Pflicht, den Revoluzzer wieder aufleben zu lassen.
Wer sich nicht nur Komplettist und Fanboy schimpft, findet vornehmlich an zwei Tracks Gefallen. Die Uraufführung von "Eyes On The Prize" fand im Weißen Haus statt. Die Einladung übermittelte die Obama-Administration höchst selbst. Anlass war eine Feier zur Bürgerrechtsbewegung. Im Tom Waits-Stil mit Dobro Seel-Begleitung lässt vor allem der politische Unterton aufhorchen. Gerade das Video dazu zeigt Barrieren und deren Überwindung und geizt nicht mit verstörenden Sequenzen von lachenden Kindern, die mit Waffen spielen.
"Dark As A Dungeon" feierte seine Premiere auf der National Geographic Doku "From The Ashes" von 2017. Neben wirtschaftlichen Aspekten bringt der Film insbesondere gesundheitliche Gefahren und klimatische Auswirkungen des Kohleabbaus zur Sprache, die Mellencamps Version eindringlich illustriert. Der Song beschreibt die widrigen Umstände der Arbeiter unter Tage und stammt im Original aus dem Jahr 1946. Der 67-Jährige singt mit düster brüchigem Timbre, begleitet von einer konterkarierenden Begleitung mit Piano, Percussion, Akkordeon und weiblichen Backings, was der Interpretation eine fast fröhliche Note verleiht.
In den restlichen Tracks pflegt der Singer/Songwriter sein Label als Südstaaten-Springsteen und steht in bester Americana-Tradition mit entsprechend beißendem Unterton gegenüber der Entwicklung des Landes unter dem Star Spangled Banner. Der geprügelte Knastbruder vom Artwork lässt grüßen. Das Cover aus der Feder des auch der Malerei mächtigen Mellencamps rundet in jedem Fall diese Compilation ab.
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