laut.de-Kritik
Der legendäre Songwriter bietet gelungene Country-Duette.
Review von Giuliano BenassiEinen Namen hat sich der Singer/Songwriter aus Chicago für seine Texte gemacht. "Prines Stücke sind reiner Existentialismus in der Tradition Prousts. Intensive gedankliche Reisen aus dem Mittleren Westen. Er schreibt einfach wunderschöne Lieder", erklärte etwa Bob Dylan in einem Interview 2009.
Diesmal allerdings interpretiert Prine Stücke anderer mit wechselnder weiblicher Begleitung. Wie schon auf seinem Album "In Spite Of Ourselves" (1999). Eigentlich habe er nur ein paar Stücke für eine erweiterte Vinyl-Ausgabe aufnehmen wollen, doch dann sei es eben doch eine neue Platte entstanden, erklärt Prine.
"Es hat mir sehr viel Freude bereitet, auch wenn ich geradezu genötigt wurde. Von der Managerin (meiner Ehefrau) und dem Plattenchef (meinem Sohn)". Augenzwinkernd geht es auch auf dem Cover zu, das ein Brautpaar aus vergangenen Zeiten vor ihrem Auto zeigt. "Heute morgen hat sie mich gekriegt, heute Nacht kriege ich sie", steht auf einem Pappschild.
Auf dem Album geht es weniger fröhlich als zärtlich-melancholisch zu. Den Opener sangen Loretta Lynn und Ernest Tubb 1969, nun gibt Iris DeMent die Streitpartnerin Prines. "Storms Never Last", hier mit Lee Ann Womack, stammt aus der Feder Waylon Jennings', wie auch "Dreaming My Dreams". Das wunderbare "Falling In Love Again" mit Alison Krauss ist die englische Übersetzung von "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt", das Marlene Dietrich 1930 in "Der Blaue Engel" sang.
Natürlich fehlen auch nicht Hommagen an die Größen des frühen Countrys. Etwa George Jones' "Color Of The Blues", hier mit Susan Tedeschi, oder "I'm Telling You" aus dem Repertoire von Hank Williams', hier mit dessen Enkelin Holly. Vom Übervater des Genres stammen auch der Klassiker "Cold Cold Heart" und das abschließende, solo vorgetragene "Just Waitin'". "Mental Cruelty" schrieb dagegen Buck Owens.
"Mr. & Mrs. Used to Be" schlägt in dieselbe Kerbe wie der Opener, ursprünglich ebenfalls von Loretta Lynn und Ernest Tubb. "Look At Us" von Vince Gill ist vergleichsweise neu (1991), für den Klassiker "My Happiness" aus den 1930er Jahren ließ sich ausnahmsweise Prines Ehefrau Fiona ans Mikrophon bitten.
Ein Album, das wie Honig (oder Bier) fließt und zum wiederholten Anhören einlädt. Produzenten-Veteran Jim Rooney ist es gelungen, um die Stimmen zurückhaltende Country-Arrangements zu weben, die nicht ins Kitschige abdriften. Eine wirklich bemerkenswerte Leistung. Nach zwei Krebs-Therapien und mit 70 klingt Prine natürlich nicht mehr wie auf seinem Debüt 1971, aber Charme und fähige Duett-Partnerinnen machen die manchmal zittrige Lage mehr als wett.
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