laut.de-Kritik
Mehr Alter Bridge als Steven Wilson.
Review von Yan VogelJohn Wesley kokettiert im Waschzettel zur Platte mit der Modernisierung des klassischen Progsound der 70er. Er übt sich in Understandment, indem er seine mittlerweile achte Soloplatte "A Way You'll Never Be" betitelt. Aber natürlich stünde er gerne in der Ahnenreihe von Prog-Ikonen wie Rush, Pink Floyd oder Porcupine Tree.
Doch die meiste Zeit spielen die Songs mit Mustern und Sounds, die an den Hardrock amerikanischer Prägung der Nuller Jahre erinnern, also an Alter Bridge, Audioslave oder Staind. Solide Gitarrenmusik mit einem Hang zum Pathetischen, bei der das Etikett 'progressiv' allenfalls in Bezug auf die ein oder andere metrische Verschiebung oder ausgedehnte Passagen zur Sprache kommt.
Dabei klingen Songs wie der Opener "By The Light Of A Sun", "The Revolutionist" oder "Sun.a.rose" sehr ordentlich: Die Refrains zünden, und die Band, komplettiert um Marc Prator (Ex-Iced Earth) und Sean Malone (Cynic), zieht alle Register ihres Könnens (siehe etwa die tolle Abgehpassage der Rhythmusfraktion in "Nada").
Der Bandleader verfügt nicht nur über eine ausdrucksstarke Stimme und ein Händchen für prägnante Melodien, sondern beherrscht die Gitarre im Sinne seiner großen Vorbilder Alex Lifeson (Rush) oder Jeff Beck. Nur leider schleichen sich unnötige Längen in die Songs ein.
Manche Parts wirken zu gewollt, nur um der besagten Etikettierung 'progressiv' gerecht zu werden. Als langjähriger Toursupport und Sidekick von Steven Wilson bei Porcupine Tree und dessen Solotour zu "Grace For Drowning" müsste er genügend Anschauungsunterricht bekommen haben.
Allerdings scheitert er bei tollen Ansätzen und virtuosen instrumentalen Fähigkeiten an der kompositorischen Klasse und klangmalerischen Tiefe eines Steven Wilson, diese lassen Wesleys Werk leider vermissen: Die Summe der einzelnen Teile ergeben hier kein großes Ganzes.
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