laut.de-Kritik
Müder Cash-Auftritt als singender B-Movie-Held.
Review von Daniel StraubIrgendwann ist genug! Johnny Cash ist seit beinahe einem Jahr nicht mehr unter uns, doch der Veröffentlichungsflut tut dies noch immer keinen Abbruch. Mit dem Ergebnis, dass alles, bei dem der bodenständige Mann aus Arkansas seine Finger mit im Spiel hatte, auf einmal das Siegel des kulturell Unverzichtbaren aufgedrückt bekommt. So auch "The Night Rider", ein 25-minütiger Western mit Johnny Cash als geheimnisvollem Revolverheld in der Hauptrolle.
Den thematischen Aufhänger und die Anregung für "The Night Rider" lieferte Cash gleich selbst. Seine Hitsingle "Don't Take Your Guns To Town", so die Idee des Man in Black, eigne sich bestens als Plot für einen Film, am besten mit ihm selbst in einer der Hauptrollen. Das versteht sich ja von selbst. Schnell waren einige Dollar für das Studio und die Crew locker gemacht und so konnten die Dreharbeiten 1960 beginnen.
Neben Cash sind einige hochkarätige amerikanische Serienstars und Sänger auf der Leinwand zu sehen. Country-Legende und Ex-Elvis Presley-Leadgitarrist Merle Travis mimt den leicht debilen Koch des Cowboycamps, der Sänger und B-Movie-Cowboy Eddie Dean schlüpft in die Rolle des Oberkuhtreibers und der singende Schauspieler Johnny Western ist ein Cowboy in seiner letzten Western-Produktion.
Inszeniert in fünf Aufzügen, ganz wie ein Schauspiel im Theater, kommt "The Night Rider" mit einem Minimum an Kameraeinstellungen, Schnitten und anderen filmischen Tricks aus. Im Mittelpunkt der Handlung steht ein namenloser Revolverheld, gespielt von Cash, der am Lagerfeuer der drei Cowboys Travis, Dean und Western Quartier für die Nacht nimmt. Als er für einen Drink in den Saloon der nahegelegenen Stadt reitet, kommt es wie es kommen musste.
Ein junger Heißsporn hat schon einige Whiskeys zu viel intus und provoziert den Revolverhelden Cash, der seines blutigen Geschäfts längst überdrüssig ist. Also zieht Cash und schickt den Nachwuchsrevolverheld zu Boden. Zurück am Lagerfeuer erzählt er in gesungener Form, was sich im Saloon zugetragen hat ("Don't Take Your Guns To Town") und beschließt in einer symbolbeladenen Abschlusseinstellung seinen Job endgültig an den Nagel zu hängen.
Gestützt wird die dünne Handlung von "The Night Rider" durch vier Traditionals und der erwähnten Hitsingle. Insgesamt landet man damit am Ende bei rund 25 Minuten Spielzeit. Extra-Features Fehlanzeige. Angesichts des deftigen Preises taugt "The Night Rider" allerhöchstens als Geschenk für absolute Johnny Cash-Nerds. Unterm Strich ist der Film ein B-Movie wie tausend andere auch mit der Fußnote, dass Johnny Cash vor die Kamera tritt.
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