laut.de-Kritik

Der Rapper flext wie Bauarbeiter.

Review von

Einst veräppelte 50 Cent seinen Intimfeind The Game wegen fehlender Hook-Qualitäten. Er sei zu eindimensional und Fifty sowieso der Vater seines Erfolgs. Heute spielt das für beide und für die Fans keine Rolle mehr – bei The Game. Midwest-Emcee Jon Connor dagegen drängt in jene nicht wirklich erstrebenswerten Fußstapfen. Auf seinem neuesten Streich "Unconscious State" fehlen wieder einmal erkennbare Hits oder wenigstens Song-Elemente. Zwar produziert sich Multitalent Connor selbst oft verstörend poppige, Pathos am Piano pumpende Breitwand-Tunes auf den Leib, jedoch bleiben davon keine hängen wie Messi am Martínez.

Glatte sechs Songs dieser Machart lässt er dieses Mal auf die Menschheit los. Egal, ob
"Running Away", "The Sarah Song", "American Pie", "Take The World" oder "This Time", irgendwie klingt der Mix aus Spitterei und schmissigen Gesäusel wie aus einem Paralleluniversum. Kein echter Rap auf den falschen Beats – und wenn er bei "When I was Young" auch noch Supertramp direkt von der Ü40-Party in seine Fruity Loop-Software holt, verkrampft man endgültig.

Connor selbst erklärt im VIBE-Magazin seinen Sound übrigens so: "Ich bin in erster Linie Musik-Fan und dann erst Hip Hopper. Mein Vater war selbst Musiker und ich wuchs auf mit Soul, Techno, Alternative und Soft Rock. Vor allem liebte ich Cyndi Lauper und Seal." Okay, Seal, jetzt hören wir Supertramp natürlich mit anderen Ohren, hören danach auf zu jammern und widmen uns den schönen Zeilen von "Unconscious State".

Jon Connor, der Rapper, flext im täglichen Strophen-Business wie mein Vater während der Tiefbaulehre 1968. "Jon Connor, the kid from Flint, he's a spitter. He can rhyme", möchte er mal auf seinem Grabstein lesen und die Chance stehen tatsächlich gut – vor allem, wenn der Beat stimmt statt stinkt. "In My Sleep" pitcht zwar wieder den Pop, aber im Hintergrund – und kopfnickt in erster Linie inklusive Rap-Hook. Auf "2 Week Notice" sattelt er mit Country-Gitarrenloop das Pferd zum Reimrodeo und ballert los wie Billy the Kid. In "Judge & Jury" wird Connor emotional, croont gar und trinkt kurze Zeit später "Vodka & Weed" mit Danny Brown in Houston am Grab von DJ Screw. Warum poppen, wenn es auch hart geht?

Epilog: Nachdem die Kerze für die jüngst geäußerten Wünsche bei der Freddie Gibbs-Review ja so schön lichterloh brennt – Madgibbs, ick hör die trappen -, hoffen wir im Herbst auf das nächste Album und seine Kollabo-Alben mit Chris Webby und Ski Beatz. Es ist halt noch kein Hookmaster vom Himmel gefallen. Dream on, Spit on.

Trackliste

  1. 1. Unconscious State Prelude (July 2 JBK)
  2. 2. Unconscious State
  3. 3. Take the World Feat. Lia Mack, Lyric Da Queen & Jenna Noelle
  4. 4. Connor 25:17
  5. 5. The Sarah Song
  6. 6. Michigan Shit!* Feat. Royce Da 5'9
  7. 7. Over & Over
  8. 8. F'N Right Feat. Freddie Gibbs
  9. 9. When I Was Young Feat. Chris Webby & Smoke DZA
  10. 10. Under Oath
  11. 11. In My Sleep Feat. Tito Lopez & Chelsea Blare
  12. 12. 2 Week Notice
  13. 13. The Porn Song Feat. D.Wayne & Chelsea Blare
  14. 14. Let Us Pray feat. Willie Da Kid & 40 Da Great
  15. 15. Rise Up Feat. Talib Kweli
  16. 16. This Time Feat. Kevin George, Craig Owens, Yobi & Jenna Noelle
  17. 17. Judge & Jury
  18. 18. My Life Feat. Justin Daye & Caas Swift
  19. 19. Vodka & Weed Feat. Danny Brown
  20. 20. Running Away Feat. Jenna Noelle
  21. 21. American Pie Feat. Lia Mack
  22. 22. Outro

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