laut.de-Kritik

Die Katze fährt endlich wieder ihre Krallen aus.

Review von

Alben mit Songs, unter denen sich kein Komplettausfall befindet, dafür aber jede Menge Abwechslung, sauberes Songwriting, und eine Künstlerin, die nachhaltig im Gedächtnis (und in den Ohren) bleibt: seltene Glücksfälle. Dieses Kunststück gelingt Joss Stone mit "Colour Me Free" in nahezu perfekter Manier.

Gleichzeitig bedeuten die neuen Tracks eine Rückkehr zu ihren persönlichen Roots, hier sind natürlich besonders "The Soul Sessions" gemeint.

Druckvoll arrangiert und mit jeder Menge Power ausgestattet, startet Joss Stone mit "Free Me". Einsatzfreudig wirft sie sich in den Song und bietet gleich das ganze Spektrum ihrer einzigartigen Stimme.

"Could Have Been You" zeigt sich schon spartanischer instrumentiert, doch auch hier hält die Soul-Lady alle Zügel fest in der Hand. Bereits nach zwei Tracks ist spürbar, dass die Herangehensweise der Produktion, bei der Joss selbst Hand anlegte, ihr selbst und ihren Songs spürbar gut tut -ganz im Gegensatz zur oft vorherrschenden Glätte des Vorgängers "Introducing Joss Stone".

"Parallel Lines" bietet mit Sheila E. und Jeff Beck zwei prächtige Gaststars, doch steht auch hier Joss klar im Vordergrund. Beck agiert dezent im Hintergrund, setzt aber höchst effektive Guitar-Tupfer und herrlich altmodisches Blues-Gegniedel. Die Sängerin selbst tobt sich stimmlich mit zunehmender Song-Spieldauer voll aus, faucht und kratzt.

Prächtigste Soul-Arbeit, von erdigem Rock-Reif ummantelt. Zunächst hauchzart, doch dann immer mehr mit Widerhaken bewehrt, kommt die "Lady" daher. "4 And 20" beginnt mit sachtem Piano-Intro und verhaltend tönender Orgel. In Sachen Eleganz gemahnt die Nummer an ein Filetstück aus der Burt Bacharach-Ära, besonders vorzüglich dabei: die fein ausgearbeiteten Trompeten-Parts.

Im "Governmentalist" schaut Gevatter Blues erneut um die Ecke und bietet eine insgesamt sehr straight inszenierte Nummer. Als energische Sixties-Fauchkatze fungiert Joss in "Incredible". Trocken wuppert das Schlagzeug auf "You Got The Love", mit sattem Bass ausgestattet vermengt sich hier spröder Soul-Appeal mit Elementen des Funks der siebziger Jahre.

Jazzige Applikationen zieren "I Believe It To My Soul". Kein Wunder, als zuständiger Maßschneider steht hier Saxophon-Koryphäe David Sanborn bereit. "Statemate" bietet beeindruckende Vokalparts von Jamie Hartman, dessen raue Interpretation einen farbigen Kontrast zum eleganten und höchst wirkungsvollen Streicherarrangement setzt. Tief in die Gefühlskiste greift Joss mit dem "Girlfriend On Demand", ohne dabei kitschig zu wirken.

"Colour Me Free": ein kurzweilig und präzise eingespieltes Album, das eine Menge schwarzer Spielarten unter dem Souldach vereint, ohne dabei jemals wie ein beliebiger Gemischtwarenhandel zu klingen. Im Gegenteil: das Neben- und vor allem Miteinander prägnanter Stilelemente zeigt sich sich gekonnt und effektiv. Eine gute Prise Popfehlt natürlich ebenfalls nicht, doch die gleitet nie in Oberflächlichkeit ab. Als weitere Besucher sind Nas und Raphael Saadiq mit von der Partie.

Joss selbst überzeugt voll mit ihrem Einsatz. Seele und Leidenschaft wirken hier nicht aufgesetzt, sondern werden mit viel Intensität angegangen und somit von echtem Leben erfüllt. Ob in leisen, sanft streichelnden Passagen, oder kratzbürstig, mit jeder Menge Stimm-Oktan betankt: Joss 2009 röhrt nach einer kleinen Durststrecke (und die sei in so jungen Jahren gestattet!) allerlei Konkurrentinnen wieder locker an die Wand.

Trackliste

  1. 1. Free Me
  2. 2. Could Have Been You
  3. 3. Parallel Lines
  4. 4. Lady
  5. 5. 4 And 20
  6. 6. Big Ol' Game
  7. 7. Governmentalist
  8. 8. Incredible
  9. 9. You Got The Love
  10. 10. I Believe It To My Soul
  11. 11. Stalemate
  12. 12. Girlfriend On Demand
  13. 13. Mr. Wankerman

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18 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    Schöne Review, stimmt alles, ich gebe nach wie vor 5/5.

    Schade, dass es wieder zwei Threads gibt.

  • Vor 15 Jahren

    Tolle Stimme, tolles Aussehen, tolle Frau :)

    Joss Stone fand ich schon immer toll :o

  • Vor 15 Jahren

    wow ... es gibt doch noch überraschungen. dachte schon laut hätte sich inzwischen auf alben spezialisiert die keine sau interessieren, aber über die man schön herziehen kann (ala K.Perry unpl./Queensberry). aber anscheinend ist doch noch jemand in der redaktion, der registriert, was sich so auf dem Musik-Releasemarkt tut ... wenn auch etwas sehr spät. Beifall gibts dafür aber nicht.
    Demnächst bitte oben genannte irgendwann reviewen und Alben von musikalischem Interesse bitte pünktlich und nicht andersrum.

    Vielen Dank.