laut.de-Kritik

Zwischen Alkohol, Gewalt und dummdämlichen Texten.

Review von

Spoiler-Alarm: Kärbholz haben sich in den zwei Jahren, die zwischen "Kontra." und "Kapitel 11: Barrikaden" liegen, kein Stück verändert. Das Grölen von Frontmann Torben Höffgen zieht sich selbstverständlich auch durch dieses Album und macht vor nichts und niemandem Halt. Es wundert wohl trotzdem keinen, dass ihre Midlife-Crisis-Fanbase wieder die schlechtesten Songs als musikalische Offenbarung abfeiert.

"Raubtier" mitsamt des Musikvideos präsentiert die Quintessenz von Kärbholz: Möchtegern-Hardrocker, Holzfällerhemden, Bier und plumpe Lyrics für Männer, die toxische Maskulinität versprühen. Schon beim Anhören riecht man die Unmengen an Axe Body Spray, die die Bandmitglieder vermutlich tagtäglich allen im Umkreis von fünf Kilometern zumuten. Wenn diese sich dann noch nicht männlich genug fühlen, verwenden sie einfach den Text "Halt mich gut fest, denn jeder weiß, ich will nicht spielen, nein ich beiß / Ich bin ein Raubtier und kein Spielzeug für den Schoß" als Mantra vor dem Spiegel.

Welch Überraschung: Schon auf Track drei, "Unter Ferner Liefen", geht es ums Besoffensein. Wenigstens das zielgruppengerechte Schreiben funktioniert also. Wenn man denkt, es geht kaum schlimmer, schließt sich schon "Gar Nichts" an. Gar nichts wäre an dieser Stelle besser gewesen, denn den Song sollte jedermann tunlichst umschiffen. Während man beim Intro noch denkt, Kärbholz werden auf ihre alten Tage gefühlsduselig, erstickt Höffgen diese abwegige Idee jedoch auf schnellstem Wege im Keim. Lyrics wie "Wir waren Freunde / Vielleicht die besten / Kindergarten, Schule / Erster Rausch, die erste Liebe, erster Fick" zeigen die Tiefgründigkeit der Gruppe. Dazu reicht sie einen Boxkampf im Musikvideo, der nicht gestellter wirken könnte.

Die Gewalt nimmt auch in "Eins Gegen Eins" ihren Lauf, in dem der Protagonist gegen sein Spiegelbild kämpft. Das Lied ist schon nach dem ersten Refrain auserzählt, trotzdem schlagen es die Deutschrocker auf zweieinhalb Minuten breit. Zunächst prügeln sie auf ihre Instrumente ein, bevor sie im Anschluss versuchen, das Ganze mit einem Gitarrensolo zu retten - leider vergebens.

Anstatt sich die ersten Minuten von "Der Zug" anzuhören, empfiehlt es sich, Farbe beim Trocknen zuzusehen. Etwa bei der Hälfte nimmt der Zug dann Fahrt auf und lässt die einschläfernde Akustikgitarre hinter sich. Auf "Ohne Deckung" sprechen die Vier ihren Fans (oder sich selbst?) Mut zu: "Hör nicht auf, das Beste zu geben, für die, die dich lieben und die, die du liebst", krakeelt Höffgen. "Ja Zum Leben" ist eine weitere motivierende Nummer, nach der man instinktiv zu Alice In Chains' "Nutshell" greift.

Unangenehm wird es auf "Zu Dir Oder Zu Mir": Kärbholz baggern alkoholisiert und ungeniert eine Frau an und versuchen, sie zum Alkoholkonsum sowie zum Mitgehen zu bewegen. Obwohl es durch die billigen Anmachsprüche sowieso ins Leere laufen dürfte, möchte man am liebsten rufen: Lauf, so schnell du kannst! Mit "Gib Mir Deine Hand" beendet die Band schließlich das Album und damit mein Leiden.

Man sollte nicht den Rat eines Kommentars unter dem Video zu "Unter Ferner Liefen" befolgen, die Platte blind zu kaufen, sondern eher taub. Musikalisch tischt die Formation denselben Deutschrock-Einheitsbrei auf, den sie auch auf den letzten Alben zur Genüge produziert haben. Die Zeile "Geh mir aus dem Weg" aus "Gar Nichts" weist den Hörern die richtige Richtung.

Trackliste

  1. 1. Barrikaden
  2. 2. Raubtier
  3. 3. Unter Ferner Liefen
  4. 4. Gar Nichts
  5. 5. Eins Gegen Eins
  6. 6. Der Zug
  7. 7. Mut Gegen Perspektive
  8. 8. Ohne Deckung
  9. 9. Ja Zum Leben
  10. 10. Zu Dir Oder Zu Mir
  11. 11. Gib Mir Deine Hand

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18 Kommentare mit 139 Antworten

  • Vor einem Jahr

    Liebe Paula,
    Du machst Deinem Nachnamen ja (leider) alle Ehre ????
    Ich finde es sehr schade, Deine Kritik ist nicht nur respekt- und haltlos sondern auch völlig am Ziel vorbei… du hast dich in den Texten scheinbar sehr persönlich in einer Opferrolle eingefühlt… da solltest du mal mit jemandem drüber reden ????
    Ich halte ja viel von Kritiken, wenn sie respektvoll geschrieben werden… du hast dir hier kleine Textfetzen rausgesucht und zuviel falsch interpretiert…
    Ich bin 44 und kann die Texte gut verstehen… ich habe mir die Mühe gemacht zuzuhören… ich weiß dass ist nicht jedermanns oder in dem Fall jederfraus Sache, dennoch hättest du die Texte auch wie wir empfinden können, wenn du dein „inneres Kind“ mal aus dem Spiel gelassen hättest…
    Texte wie in „der Zug“ haben sicher nichts mit Midlifecrisis zu tun… als 3-fache Mutter von pubertären Kindern gibt der Text mir Kraft und Mut, meinen Lieben ziehen zu lassen… sie sollen wissen, dass wir Eltern uns dennoch immer um sie sorgen werden…
    Zeigt, dass die Jungs von Kärbholz gerade und gefühlvoll texten…
    „Gar nichts“ spricht von echten Erlebnissen… und wenn dir die Wortwahl nicht gefällt ist das eine Sache… nur kannst du dir sicher sein, dass nicht jeder beim ersten Mal „blümchenliebe“ erfahren hat und im übrigen:… ist diese Wortwahl genau das was es ist…
    Ich kann dir auch versichern, dass die Jungs Frauen und Männern und Jedem sehr respektvoll und freundlich gegenüber sind… dass durfte ich beim letzten Videodreh selber erfahren… und nein, keiner riecht nach Axe… sie riechen nach Menschen, so sehr sie welche sind und ebenso authentische Kerle, die sich selbst nicht so ernst nehmen und Spaß am Leben haben… das im übrigen wünsche ich Dir auch! Vielleicht tauscht Du deine Smoothies mal gegen ein gutes Bier nimmst den Stock oder das Kä/erbholz ausm Ar… und lebst… mach dich gerade und hör mal besser hin… es könnte dich der ein oder andere Text ja noch erleuchten ????
    Michaela

  • Vor einem Jahr

    Horst, dein Name ist anscheinend Programm, die 71 dein IQ?!Ach und Paula, nach deinem Text bin ich vor schreck ins Bad, hab mir ne Dose AXE auf meinen Ranzen gesprüht und dabei ein Bier gesoffen....

  • Vor einem Jahr

    Danke für die suuuper Rezension - Album sofort gekauft.
    Sollte sich lieber wieder um Schlager-schei... kümmern, als so einen Mist zu schreiben.