laut.de-Kritik
Verträumter Electro-Pop für die private Space-Night.
Review von Daniel StraubTechno ist Tanzmusik. Deshalb wählen viele Produzenten auch gleich den direkten Zugriff auf die Tanzfläche. Eine löbliche Ausnahme dieser ungeschriebenen Konvention ist der japanische Produzent Hiroshi Watanabe alias Kaito. Seine Tracks sind mal grooviges Futter für das Plattencase, im nächsten Augenblick wieder kitschig verträumter Elektro-Pop für die private Space-Night. Mit seinem neuen Album "Hundred Million Light Years" lebt er seine Vorliebe für musikalische Opulenz einmal mehr aus.
Das macht Kaitos Longplayer zu einer exotischen Erscheinung im großen Pool der Kompakt-Veröffentlichungen. Neben dem russischen Technoprojekt Scsi 9 zeichnet Watanabe derzeit für die profiliertesten Releases auf dem Kölner Label verantwortlich. Während die Russen ihre Schwebesounds stets souverän irgendwo zwischen Club und Afterhour zur Landung bringen, ist man bei Kaito nie ganz vor Überraschungen sicher - sowohl im positiven, wie auch im negativen Sinn.
"Hundred Million Light Years" bildet im Schema, das seine bisherigen Veröffentlichungen charakterisiert, eine gewisse Ausnahme. Kitschige Sounds gibt es freilich auch hier zuhauf, allzu grober Schmalz vermdeidet er jedoch dieses Mal. Das verleiht dem Album vom Opener "Color Of Feels" bis hin zur letzten Nummer "The Universe" einen einheitlichen und angenehm homogenen Charakter. Gleichzeitig vermeidet Kaito jedoch jedes dogmatische Festzurren seiner Ästhetik.
So bleibt "Hundred Million Light Years" ein Album, das zum Reinhören einlädt, insbesondere auch Ohren, die normalerweise eher selten elektronischer Musik lauschen. Sie entdecken in Kaitos Album einen fröhlichen Klangkosmos voll kindlich verspielter und zumeist auch erfrischender Spielereien. Dass sich Hiroshi Watanbe teilweise zu sehr in seiner eigenen Welt verliert, sich wie in einem Karussel um sich selbst dreht, mag ihm verziehen sein. Schließlich ist "Hundred Million Light Years" ein Album bei dem man sich gerne mitdreht.
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