laut.de-Kritik
Der Titel ist Programm.
Review von Kai ButterweckWährend man bei vielen anderen Bands überrascht die Augenbrauen hochzieht, wenndie Verantwortlichen sich mit einem Orchester zusammentun wollen, war die Rock-meets-Classic-Variante im Fall von Keimzeit eigentlich nur eine Frage der Zeit. Bereits seit dem Jahr 2010 kooperiert das musikalische Familienunternehmen aus Bad Belzig in regelmäßigen Abständen mit dem Filmorchester Babelsberg. Was bisher allerdings nur auf Livebühnen zu verfolgen war, klopft dieser Tage nun in Form des Albums "Zusammen" auch an die heimische Wohnungstür.
Mit einem kunterbunten Sammelsurium aus drei Jahrzehnten Keimzeit gehen die Gebrüder Leisegang in punkto Tracklist auf Nummer sicher. So bleiben selbst gewöhnungsbedürftig neu instrumentierte Perlen wie "Maggie" oder "Kling Klang" aufgrund von nicht kaputt zu kriegenden Evergreen-Strukturen ohne Probleme in den Gehörgängen haften. Daran ändert auch der Einwurf von überproportionalen James Last-Erinnerungen nichts.
Glücklicherweise halten sich standardisierte Branchenduelle jedoch in Grenzen, so dass der Albumtitel nicht besser hätte ausgewählt werden können. Statt sich nämlich in Grabenkämpfen zu verlieren, verschmelzen Band und Orchester zu einer musikalischen Einheit, die sowohl Aktuellem ("Leuchte, Leuchte, Leuchtturm", "Picassos Tauben"), als auch Antikem ("Singapur") zu neuem Glanze verhilft. Hier drängt sich keiner in den Vordergrund. Was zählt ist das Paket, und das präsentiert sich am Ende festgeschnürter als so manch DHL-Kartonage.
Obendrauf gibt es zudem noch zwei neue Songs zu hören, die mit Hilfe detailliert arrangierter 007-Anleihen ("Rohfassung") und Fairytale-Wurzeln ("Der Verkaufte Kasper") nahtlos an die qualitativ hochwertigen Neuinterpretationen vergangener Taten anknüpfen. Da klatschen sogar die beiden "Sprecher" Oliver Rohrbeck (Die Drei ???) und der Hamburger Felix Meyer begeistert in die Hände und machen es sich während der Songs "Gold Für Einen Ring" und dem abschließenden "So" vor den Studiomikrofonen gemütlich. Two thumps up!
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