laut.de-Kritik
Authentisches Leid einer geschundenen Seele.
Review von Volker RueßSchon das Plattencover bereitet den Hörer auf das vor, was ihn musikalisch erwartet. Eine seltsam gekrümmte, halbnackte Frau mit zarten Flügeln liegt verletzlich (oder verletzt?) auf dem Boden und schläft scheinbar.
Und genau so hören sich auch die neuen Songs von Keith Caputo an. Verträumt, unsicher, schwermütig und betrübt. Dafür braucht Caputo nicht viel. Selten kombiniert er mehrere Instrumente gleichzeitig. Mal ist es das Piano, das träumerisch-melancholisch den Hintergrund für Keiths Stimme abgibt, mal ist es die Gitarre und dann wieder das gedämpft angespielte Schlagzeug.
Über allem steht aber sein charakteristischer Gesang, der gebrochen und schmerzverzehrt das eigene Leid besingt. Und das vollbringt der Life Of Agony-Sänger wahrhaft meisterlich. Er wirkt nie schmalzig oder weinerlich, die Songs kommen authentisch daher.
Das liegt auch an der beispiellosen Atmosphäre, die hier kreiert wird. Man wird unmittelbar verzaubert und mitgerissen. Suizidgefährdete Melancholiker sollten daher umsichtig mit dem Material umgehen und es ausschließlich in verdaulichen Dosen konsumieren. Nur zweimal kämpft sich der gebeutelte Sänger aus dem Sumpf der Traurigkeit.
"Troubles Down" und "Devils Pride" sind rockige Lieder, die alte Life Of Agony-Zeiten wieder aufleben lassen. Kurze, etwas unpassende Pausen in sonst durchweg emotionalen Balladen. Mit "Got Monsters" findet sich außerdem ein besonderes Highlight auf der Platte.
In dem vom Piano getragenen Lied tritt der Sänger in direkten Kontakt mit dem Hörer. "I've got monsters, how about you?" fragt er eindringlich. Und wer kann das schon verneinen?
Nach zwei weniger erfolgreichen Soloalben ist Keith wieder der Anschluss an sein Debüt von 2000 gelungen. "A Fondness For Hometown Scars" ist zweifellos eine weitere, sehr hörenswerte Albumperle, die sich ihren Platz im Plattenregal redlich verdient.
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