laut.de-Kritik

Zwölf melodieverliebte Songs von Nicole Kidmans Ehemann.

Review von

Auf dem Cover von "Love, Pain & The Whole Crazy Thing" blickt uns der blendend aussehende Keith Urban etwas schwermütig und äußerst werbewirksam an. In den USA sind seine Platten seit Jahren Megaseller, hierzulande ist er eher als der Gatte der Hollywood-Diva Nicole Kidman bekannt. Dass seine Popularität in Deutschland nicht annährend an die seiner berühmten Gattin heranreicht, verwundert insofern, als der Singer/Songwriter dem Country weitestgehend den Rücken gekehrt hat und in seinen ungemein radiotauglichen Songs eher auf Rock und Pop setzt.

Dementsprechend kommerziell kommt auch sein Album "Love, Pain & The Whole Crazy Thing" daher, zwölf treffsichere, melodieverliebte Songs. Die erste Single "Once In A Lifetime" beginnt mit einem flotten Herzschlag-Beat, auf den sich geschmeidig der Gesang Urbans legt, und der sich schließlich zu einem poppig-melodischen Mitsing-Refrain aufschwingt. Die E-Gitarre gewinnt dabei zusehends an Kontur und prägt den Opener mehr und mehr.

Die Midtempo-Nummer "Shine" startet mit einem Klavier-Intro. Und wieder eine verhaltene Strophe, der ein hymnischer Refrain folgt, der durch Streicher-Arrangements und Gitarren untermalt wird und schließlich in einem furiosen Finale endet. Instrumental fährt die Band alles auf. Absehbarkeit macht sich dennoch breit, nachdem auch "I Told You So" dieselbe Songstruktur aufweist. Da ist viel oberflächliche Berechenbarkeit im Spiel, daran ändern auch das hübsche Banjo und das Geigenspiel wenig.

Mit "I Can't Stop Loving You" folgt die erste Ballade, die doch sehr an Richard Marx-Songs aus den 80ern erinnert, der auch auf diesem Album als Co-Autor in Erscheinung tritt. Extrem emotional, aber auch reichlich uninspiriert. Mit "Stupid Boy" und "Used To The Pain" wiederholt sich das Schema der ersten Songs.

Das unkonventionellste und originellste Stück ist "To Compania", das mit einem fröhlichen Basslauf beginnt und gänzlich auf die E-Gitarre verzichtet. Stattdessen fröhlich tönende akustische Gitarren und spanische Wortfetzen der Frau, die Urban augenzwinkernd besingt.

Mit "God Made Woman" und "Everybody" hält wieder das klassische Rock-Schema Einzug. Der frühe Brian Adams lässt grüßen. Strophe, La La- Refrain und E-Gitarren-Solo. Das Album endet schließlich mit dem hübschen "Got It Right This Time", das Keith Urban alleine zu dem E-Piano und einem elektronischen Beat vorträgt.

"Love, Pain & The Whole Crazy Thing" ist ein Pop-Album mit rockigem Unteron, in dem erfolgsorientiertes Kalkül prägend ist. Radiokompatibilität und Hit-Potenzial sind die Vorgaben, die die Autoren und Produzenten um Keith Urban perfekt umgesetzt haben. Ein raffinierter Mix aus Rockgitarren und Streichertiefen, aus flotten Beziehungssongs mit dem genau richtigen Härtegrad einerseits und Schmachtballaden andererseits.

Der europäische Markt ist das Ziel, so scheint es. Die Stimme Urbans ist großartig und verführerisch, aber sie lockt in den Mainstream-Pop, der durchaus konsumierbar und gefällig ist, aber wenig Überraschendes bietet.

Trackliste

  1. 1. Once In A Lifetime
  2. 2. Shine
  3. 3. I Told You So
  4. 4. I Can't Stop Loving You
  5. 5. Won't Let You Down
  6. 6. Faster Car
  7. 7. Stupid Boy
  8. 8. Used To The Pain
  9. 9. Tu Compañía
  10. 10. God Made Woman
  11. 11. Everybody
  12. 12. Got It Right This Time

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