laut.de-Kritik

Ne Bratwurst für den Sensenmann.

Review von

Es gibt Bands, zu denen hat man eigentlich längst alles Nötige gesagt. Man wiederholt sich irgendwann fast zwangsläufig. Im Zusammenhang mit dem Kellerkommando ohne die Vokabeln "Vollabriss" und "Höllen-Live-Act" auszukommen, erscheint mir jedenfalls schier unmöglich. Weil es einfach stimmt.

Die alte Leier deswegen vorab: Wann immer sich eine Gelegenheit ergibt - geht hin und schaut euch live an, wie diese Typen traditionelles Liedgut, Trink-, Schunkel- und Kerwa-Lieder zusammen mit Hip Hop, dem einen oder anderen Reggae-Groove, einer Hand voll Elektro-Effekten, vor allem aber mit Pauken und Trompeten durch den Fleischwolf drehen.

Ein Küchengerät, mit dem man in Franken ohnehin gut zurecht kommt: Nicht umsonst machen sie dort die beste Wurst. Auch beim Kellerkommando quillt, was angesichts der Fülle der Zutaten leicht vorstellbar wäre, kein undefinierbarer Brei aus der Scheibe, wohl aber hervorragend gewürztes und vor allem saftiges Brät, das man sich - wie die Wurst eben auch – im Idealfall direkt vom Erzeuger auf den Rost werfen lässt.

"Was? Ach, komm, ja. A Bierla. Och, wieso ned?" Passt prächtig dazu, wie überhaupt auch "Belzebub" wieder in jede Dorfkneipe, in jeden Braukeller und auch sonst zu jeder Gelegenheit passt, wo Menschen zwecks rauschender wie berauschender Feierlichkeiten zusammenkommen und gewillt sind, sich selbst, einander und das Dasein als solches hochleben zu lassen. Dada Windschi und Konsorten liefern, geboren im Punk-Geist des Anti-Stadls, aufmüpfigen Bierzelt-Sound der allerderbsten Sorte.

In In- und Outro führen uralte, knisternde Aufnahmen den Beweis, dass Party-Mucke keineswegs eine Erfindung der Neuzeit darstellt: Gesungen, getanzt, gesoffen, geliebt, gelacht und noch mehr gesoffen haben die Menschen, so sie sich erst den Stock aus dem Arsch gezogen haben, zu allen Zeiten. "Uns Geht's Gut", gibt entsprechend gleich die erste Nummer die Marschrichtung vor. Oder um es mit den Worten eines anderen Feierviechs auszudrücken: "Guuuude Laune, Alder!"

... and if you don't know now you know: Fränkische Hooklines harmonieren hervorragend mit Rap-Strophen und wirken dabei noch um Welten origineller als der sonst so gängige R'n'B-Kitsch. Volkslieder wie "Du, Du Liegst Mir Im Herzen" oder "Die Männer Sind Alle Verbrecher" samplen sich mindestens so widerstandslos wie Soul- und Funk-Klassiker. Der Vogelhändler aus der "Zauberflöte" feiert mit, "Von Haus Zu Haus" zieht der Laternenumzug, und ob in "Helene" die Hitze die Sinne verwirrt, oder vielleicht doch die Hormone ... wer weiß das schon so genau?

"Belzebub" zelebriert auf voller Länge den Moment. Es geht um "Jetzt Und Wir", was "Übermorgen" sein mag, darum kümmern wir uns frühestens dann. Die Platte trägt zugleich aber auch der Dynamik einer durchfeierten Nacht Rechnung, lässt Atempausen, "Gemütlichkeit" und (zumindest etwas) nachdenklichere Momente zu, ehe der eben noch leise glimmende Funke unvermittelt wieder überspringt und neues Feuer entfacht. "Kompanie", marsch! Der Partymarathon ist noch lange nicht vorbei.

Am Ende sind wir alle Mondscheinbrüder, der Fürst der Finsternis höchstselbst macht da keine Ausnahme. Wenn wir uns dann weisungsgemäß des Lebens gefreut und bis zum letzten Tag gefeiert haben, kann der Sensenmann ruhig kommen. Für den hat das Kellerkommando unter Garantie noch irgendwo 'ne Bratwurst und a Schlenkerla gebunkert. Schrieb ich es bereits? Vollabriss!

Trackliste

  1. 1. Intro: Musikanten, Spielt Auf!
  2. 2. Uns Geht's Gut
  3. 3. Ganz Anders
  4. 4. Da Schau her
  5. 5. Vogelfänger
  6. 6. Jetzt Und Wir
  7. 7. Übermorgen
  8. 8. Belzebub
  9. 9. Verbrecher
  10. 10. Herzen
  11. 11. Kompanie
  12. 12. Helene
  13. 13. Gemütlichkeit
  14. 14. Von Haus Zu Haus
  15. 15. Freut Euch
  16. 16. Outro: Links Rum

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