laut.de-Kritik

Die überlange Tracklist featuret David Guetta, Lil Wayne u.a.

Review von

Anlässlich ihrer ersten Kollaboration mit David Guetta beteuerte Kelly Rowland mehrfach, dass Tanzmusik eigentlich nicht ihre Art von Musik sei. Nachdem sich das Konzept des Dancefloor-Füllers "When Love Takes Over" redlich ausgezahlt hat, warf sie diesen Grundsatz für "Here I Am" erst mal über Bord.

Zwar dominieren weiterhin die typischen, nach Schema X arrangierten und produzierten R'n'B-Beats die überlange Tracklist. Doch als wäre diese Tatsache nicht schon schlimm genug, gesellen sich dazu immer wieder billige Dance-Nummern wie "Down For Whatever", "Forever & A Day" oder "What A Feeling" dazu. Diplo stattete seinen Remix von "Motivation" gar mit wabernden, aber leider viel zu zurückhaltenden Dubstep-Bässen aus.

Doch egal ob Club-Sound oder gemäßigter R'n'B: Das Ex-Destiny's Child-Mitglied bietet auf seinem dritten Release absolut nichts Interessantes, geschweige denn Neues. Viel mehr klingt die Platte vom ersten Ton an nach der erwarteten Produktion aus der Plastik-Pop-Konserve – trotz der drei Jahre und sieben Tonstudios umfassenden Entstehungszeit. Mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass "Here I Am" in den USA bereits im Juli 2011 auf Platz drei der Billboard-Charts einstieg, erlebt man inklusive Bonus-Tracks 67 Minuten unterstes Niveau.

Analog zur völlig innovationsbefreiten Tongestaltung gingen auch Komponisten und Texter äußerst geizig mit der Kreativität um. "I get all the boys, all the boys, all the boys / They wanna get with me, get with me, get with me / They tell me I'm so fly, I'm so fly, I'm so fly / But I don't need a mirror, I can see, see, see, see", bellt einem Kelly gleich im vielsagend betitelten Opener "I'm Dat Chick" entgegen. Von derlei hohlen Phrasen hebt sich die folgende Stunde nur geringfügig ab.

Auch melodisch ließen die musikalischen Drahtzieher ganz bewusst die Finger von der Trickkiste, um die Zielgruppe bloß nicht zu überfordern. Plumpe Hookline-Melodien wie "Work It Man", "Lay It On Me" und "Rose Colored Glasses" wirken auf Anhieb so abstoßend, dass sie nicht mal mehr für einen nervigen Ohrwurm taugen.

Lil Wayne hat mittlerweile offensichtlich für jede noch so billige R'n'B-Produktion eine Strophe übrig und darf somit auch auf der vorliegenden Platte nicht fehlen. Doch wie schon auf T-Pains jüngst erschienenem Drittling "Revolver" kitzelt der US-Megastar mit seinem Gastbeitrag nur wenig bis gar nichts heraus. Das lahme "Motivation" versinkt mit seinem alles andere als motivierten Part irgendwo zwischen Chillout-Atmosphäre und gezwungener Gefühlsduselei in der Belanglosigkeit.

Für Verwirrung sorgt die erneute Anwesenheit von "When Love Takes Over". Wir erinnern uns: Im April 2009 als erste Single aus David Guettas Erfolgsalbum "One Love" ausgekoppelt, mutierte die Guetta-typische House-Nummer schnell zum Gassenhauer der Mainstream-Clubs und erklomm in mehreren Ländern die Spitze der Charts. Warum die Instrumentalversion Kelly nach eigenen Angaben zu Tränen gerührt hatte, blieb jedoch selbst nach ausgiebigster Radio- und Club-Rotation völlig schleierhaft. Um so ärgerlicher also, dass man den nervigen Sommerhit von vorgestern nun ein weiteres Mal ertragen muss.

Zudem setzt das Erfolgsduo Rowland/Guetta seine Zusammenarbeit mit der Hitsingle "Commander" fort. Dabei lautete die Devise scheinbar: etwas weniger Lala-Faktor, dafür um so mehr Autotune-Einsatz. Der ebenfalls weit vorab veröffentlichte Track gestaltet sich somit nur unwesentlich erträglicher als sein Vorgänger.

Selbiges gilt auch für "Here I Am" als Gesamtwerk. Anstatt ihr durchaus vorhandenes stimmliches Potenzial auszuschöpfen, setzt Kelly Rowland ein weiteres Mal auf absolute Massentauglichkeit und reiht sich damit nahtlos neben geschmacksbefreiten R'n'B-Stars wie Jason Derulo, T-Pain und Chris Brown ein.

Trackliste

  1. 1. I'm Dat Chick
  2. 2. Work It Man
  3. 3. Motivation
  4. 4. Lay It On Me
  5. 5. Feelin Me Right Now
  6. 6. Turn It Up
  7. 7. All Of The Night
  8. 8. Keep It Between Us
  9. 9. Commander
  10. 10. Down For Whatever
  11. 11. Heaven & Earth
  12. 12. Each Other
  13. 13. When Love Takes Over
  14. 14. Rose Colored Glasses
  15. 15. Motivation (Diplo Remix)
  16. 16. Forever And A Day
  17. 17. What A Feeling

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8 Kommentare

  • Vor 12 Jahren

    Im Deutschen bildet man die dritte Person Singular mit einem "t" am Ende. Also ist "featuret" richtig. Auch wenn es komisch aussieht.

  • Vor 12 Jahren

    wobei es eigentlich ein englisches Wort ist, dass halt verdeutscht wird... is immer grauslich.

    Aber die Übersetzung ist auch dämlich.... "gestaltet / befähigt" ... ich dachte immer das heisst sowas wie "mit dem da zusammen"

  • Vor 12 Jahren

    Und wieder kriegt einer von diesen widerlichen Mainstream-Interpreten das Fett ab, das ihm zusteht.
    Und irgendwie hab ich das Gefühl, dass KillPikachu auf genau solchen widerlichen Mainstream-Shit abfährt, weil der/die flamet immer, wenn irgend so ein grindiger Mainstream-R'n'B-House-Dance-Hip-Hop-Club-Pop-Interpret auseinander genommen wird.

    Und featuret ist richtig, auch wenns komisch klingt, eh wie Friedrichchiller schon gesagt hat;